Emma Ehrhardt: Junge Bäckermeisterin mit Herzblut und Leidenschaft
(10.03.2022) Wenn man die kleine Bäckerei von Emma Ehrhardt in Kleinreinsdorf betritt, merkt man sofort, welch Enthusiasmus die Bäckermeisterin versprüht. Es ist auch nicht alltäglich, dass eine junge Frau mit 22 Jahren den Schritt in die Selbstständigkeit wagt und den Familienbetrieb übernimmt. Doch genau das hat Emma Ehrhardt getan. Warum? Weil sie für das Bäckerhandwerk leidenschaftlich lebt.
Dankbar für tolle Ausbildung in der Bäckerei Bauer
Bereits seit ihrer Geburt war sie, auf dem Rücken ihrer Mutter Kerstin in einem Tragetuch, schon mit in der Backstube. Die Leidenschaft kam allerdings erst etwas später. Als Teenager hat sie mit Freundinnen Muffins gebacken „und nicht nur mit der Barbie gespielt“, erzählt sie. Das Handwerkliche lag ihr schon immer. „Etwas mit den Händen schaffen, das ist doch etwas Tolles“, so Emma Ehrhardt. Sie absolvierte ihre Ausbildung in der Bäckerei Bauer in Gera, der sie noch heute dafür dankbar ist, was sie dort alles gelernt hat. „Ein wirklich hervorragender Ausbildungsbetrieb“, schwärmt sie noch heute. Dank der tollen Ausbildung und ihrem Können konnte sie sich sogar den Titel der Thüringer Landessiegerin im Praktischen Leistungswettbewerb des Handwerks.
Gern hätte sie noch die ein oder anderen Station bei einem Bäcker absolviert. Doch als ihre Mutter noch einmal Nachwuchs erwartete, stand für Emma fest: Der Familienbetrieb geht vor. So fing sie in der Kleinreinsdorfer Bäckerei an zu arbeiten und begann im Februar 2020 ihre Meisterausbildung in den Teilen III und IV in der Bildungsstätte der Handwerkskammer für Ostthüringen. Keine leichte Zeit, denn die Corona-Pandemie änderte auch die zeitlichen Abläufe im Meisterkurs. Anschließend ging es auf die Bäcker-Akademie in Dresden um auch die Teile I und II abzulegen. „Der Vollzeitkurs dort war wirklich eine schöne Zeit mit vielen netten Berufskolleginnen und –kollegen, zu denen ich heute noch gern Kontakt habe“, erzählt die 22-Jährige. Anfang Juni 2021 hielt sie schließlich ihren Meisterbrief im Bäckerhandwerk in den Händen.
Die Geschichte rund um Truhen und Schlüssel
Die Überraschung gab es dann zu Hause. Nachträglich zu ihrem Geburtstag schenkte ihr Mutter Kerstin zwei kleine Truhen. In einer war der Schlüssel für das Ladengeschäft; in der anderen der Schlüssel für die Hintertür, falls sie sich doch anders entscheidet. „Den Schlüssel für die Hintertür der Bäckerei habe ich sofort zurückgegeben“, lacht sie. Schließlich wollte sie unbedingt die Familiengeschichte fortführen. Und so übernahm sie offiziell zum 1. Februar 2022 die Bäckerei Ehrhardt in Kleinreinsdorf in 5. Generation. Da ist nicht nur ihr Opa Heinz Ehrhardt mächtig stolz auf sie und freut sich, dass er das noch erleben darf.
„Ich bin nicht der Typ, der ständig nur in der Backstube steht“, gibt Emma unumwunden zu. „Ich möchte organisieren, Neues schaffen.“ So erfolgte beispielsweise unter ihrer Regie der Komplettumbau des kleinen Ladengeschäftes. Und auch in der Backstube gab es die ein oder andere Veränderung.
Butterschiffchen, Hirschhornkuchen und Co.
Aber Tradition ist Emma Ehrhardt dennoch besonders wichtig. So setzt sie neben neuen Ideen auch auf die die Familienrezepte. „Unser Renner sind immer wieder die Butterschiffchen aus Mürbeteig mit Cremefüllung und Schokoglasur. Das genaue Rezept ist aber ein Familiengeheimnis“, erklärt sie. Ebenso kommen der Frankfurter Kranz sowie der Hirschhornkuchen, der nur noch in wenigen Bäckereien produziert wird, sehr gut bei den Kunden an.
Das Drei-Mann-Team in der Bäckerei steht, genau wie die Familie, voll und ganz hinter der jungen Bäckermeisterin.
Emma Ehrhardt blickt aber auch über den eigenen Tellerrand hinaus. „Es ist wichtig, dass es eine große Vielfalt an handwerklichen Bäckereien gibt. Nur so können die oftmals jahrzehnte- oder jahrhundertealten Traditionen weiterbestehen“, hofft sie, dass sich möglichst viele junge Frauen und Männer für diesen Beruf begeistern.
Damit dies auch so bleibt, möchte Emma liebend gern auch einen Azubi in die Geheimnisse des Bäckerhandwerks einführen. „Das ist mein Traum.“ Wer also Interesse hat und die Begeisterung der 22-Jährigen Jungunternehmerin erleben möchte, ist in Kleinreinsdorf genau an der richtigen Adresse.
Übrigens: Die Bäckerei Ehrhardt kann in diesem Jahr ihr 110-jähriges Bestehen feiern. Da lohnt sich doch ein Besuch umso mehr.
Titelbild: Bäckereimeisterin Emma Ehrhardt mit den nagelneuen Hinweisschildern für die Bäckerei, die sie zum 1. Februar dieses Jahres mit 22 Jahren übernommen hat und damit wohl zu einer der jüngsten Bäckerei-Chefinnen in Ostthüringen zählt.