Europass: Berufserfahrungen im glücklichsten Land der Welt gesammelt
Weitläufiges Land, Birkenwälder und unzählige Seen - in das wohl glücklichste Land der Welt zog es zwei Azubis aus Ostthüringen zu einem vierwöchigen Praktikum. Der angehende Maurer Eric Schulze aus Ziegelheim im Altenburger Land sowie der künftige Kfz-Mechatroniker Kevin Pawelke aus Jena konnten jetzt in ihren Ausbildungsbetrieben den Europass als anerkanntes Zertifikat für ihr erfolgreiches Auslandspraktikum von Andreas Jörk, Mobilitätsberater der Handwerkskammer für Ostthüringen in Empfang nehmen.
Bauen am Campus
Der Projektplatz von Eric Schulze war das West Finnland College in der Nähe von Huittinen, einer Kleinstadt in Südwestfinnland mit etwa 10.000 Einwohnern. Zusammen mit dem am Einsatzort tätigen Betriebshandwerker hatte er diverse Reparatur- und Instandsetzungsarbeiten am Gebäudebestand des Campus erledigt. So wurden beispielsweise im Internatsgebäude 25 neue Türen mit Blendrahmen in den Wohneinheiten eingebaut. Nach der Einweisung an den ersten beiden Tagen arbeitete Eric im Anschluss relativ selbstständig. Sein Mentor erkannte sehr schnell, dass Eric bereits über fundierte Fertigkeiten und das notwendige Fachwissen verfügte. Weiterhin standen Wartungsarbeiten an der Abwasserleitung im Küchen- und Restaurantgebäude, dem Internat und des Saunagebäudes auf dem Arbeitsprogramm. Auch an der grundhaften Erneuerung des Fußbodens in einem Ausbildungsbereich arbeitet er aktiv mit.
Eric ist noch immer sehr beeindruckt von der Freundlichkeit, Aufgeschlossenheit und Gastfreundschaft der finnischen Menschen. Im Verlauf seines Praktikums besuchte er auch die Sasky Berufsschule in Huittinen. Dort kam er mit einigen finnischen Lehrkräften ins Gespräch, nahm an einem Rundgang durch die Bildungseinrichtung teil und berichtete in einer Schulklasse über seine Berufsausbildung in Deutschland.
Jens Schulze vom gleichnamigen Baugeschäft in Ziegelheim freute sich gemeinsam mit seinem Azubi Eric Schulze über das erfolgreich absolvierte Auslandspraktikum und den Europass.
Herausforderungen gemeistert
„Die Teilnahme am Auslandspraktikum in Finnland war eine super Erfahrung. Ich konnte mein in zwei Lehrjahren erlerntes Wissen und Können dort gut anwenden und Neues hinzulernen. Da ich in einer ländlichen Region aufgewachsen bin, war die „gefühlte Einsamkeit“ am Projektplatz kein wirkliches Problem für mich. Die verschiedenen Alltagssituationen in einem unbekannten Umfeld und in einer fremden Sprache zu meistern waren für mich schon besondere Herausforderungen. Rückblickend kann ich sagen, mein Selbstbewusstsein wurde dadurch spürbar gestärkt“, erzählt der angehende Baufachmann.
Firmenchef Jens Schulze begrüßt das besondere Serviceangebot der Handwerkskammer für Ostthüringen zur Förderung der Internationalisierung in der beruflichen Bildung. Er hat in seinem Berufsleben selbst die Chance wahrgenommen, Auslandserfahrungen zu sammeln und eigenes Wissen im Rahmen von fachlichen Projekten weiterzugeben.
Werkstattflair in Finnland
Auch Kfz-Mechatroniker-Azubi Kevin Pawelke aus Jena, ist immer noch begeistert von seinem Praktikum in Ikaalinen, einer Kleinstadt in Westfinnland. „Es war eine tolle Erfahrung im Rahmen meiner bisherigen Berufsausbildung“, so sein Fazit.
Zusammen, mit den vier finnischen Kollegen in einer Kfz-Werkstatt, hat Kevin die letzte Phase der Räderwechselsaison mitgemacht. Es wurde hierbei sehr konzentriert und zügig gearbeitet. Kevin vergleicht es mit positivem Stress, anstrengend mit Leistungsdruck, aber es fühlt sich am Ende des Tages gut an. Das selbst erlebte Arbeitsmanagement, die Freundlichkeit und Aufgeschlossenheit der Mitarbeiter haben einen sehr positiven Eindruck hinterlassen.
Bereichernd schätzt Kevin Pawelke für sich das Arbeiten an verschiedenen PKW-Fabrikaten ein. Ausgebildet in einer markengebundenen Vertragswerkstatt, war es für ihn eine gute Gelegenheit seine Fertigkeiten und Kompetenzen zu erweitern. So hat er selbstständig Inspektionen, Bremsenservice, Abgasuntersuchungen durchgeführt. Auch das Wechseln von defekten Glühlampen bis hin zur Fehlersuche in der Fahrzeugelektrik mit anschließender Reparatur eines Kabelbruchs gehörten zum Aufgabenspektrum.
Anreize für Azubis
Aus Sicht des Ausbildungsbetriebes, der Auto-Scholz-AVS GmbH & Co.KG in Jena, unterstützt die Personalleiterin Stefanie Punga die gezielte Förderung von motivierten Auszubildenden und jungen Fachkräften als Teil der Marketingstrategie. „Als Unternehmen in einem weltweiten Händler- und Servicenetzwerk, legen wir neben fachlich gut ausgebildetem Personal auch Augenmerk auf fremdsprachliche und interkulturelle Kompetenzen“, so die Personalleiterin.
Christian Lötzsch, Ausbildungsleiter für die technischen Berufe bei AUTO-SCHOLZ-AVS, schätzt ein, dass die bisherigen Lehrlinge immer begeistert von ihrem Auslandspraktikum zurückgekommen sind. Die Möglichkeit, während der eigenen Berufsausbildung internationale Lernerfahrungen zu sammeln, sei eine Anerkennung des Ausbildungsbetriebes für die bisher erbrachten Leistungen und motiviert die Jugendlichen für ihren weiteren Ausbildungsverlauf.
Ostthüringer Handwerksunternehmen, die ihren Azubis ebenfalls solch ein Auslandspraktikum ermöglichen möchten, wenden sich ganz einfach an den Mobilitätsberater der Handwerkskammer für Ostthüringen, Andreas, Jörk, unter Telefon 0365/8225-187, E-Mail: joerk@hwk-gera.de.
Titelbild: Mobilitätsberater Andreeas Jörk übergab die Europass an den angehenden Kfz-Mechatroniker Kevin Pawelke im Beisein seines Ausbildungsleiters Christian Lötzsch (v.r.).