Vietnamreise 2023
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Fachkräftegewinnung aus Vietnam auch fürs Handwerk interessant

Fehlende Fachkräfte machen auch dem Ostthüringer Handwerk mehr und mehr zu schaffen. Deshalb werfen eine ganze Reihe von Handwerksunternehmerinnen und -unternehmern bereits den Blick auf die Integration ausländischer Fachkräfte. Insbesondere das Nahrungsmittelhandwerk und das Kfz-Handwerk haben damit in Ostthüringen bereits gute Erfahrungen mit vietnamesischen Azubis gesammelt. Doch auch andere Branchen können von dieser Idee der Anwerbung ausländischer Azubis oder Fachkräfte profitieren.

Aus diesem Grund nutzte Dr. Thomas Fischer, Geschäftsführer der AIDA Friseurgruppe mit Sitz in Gera, die Möglichkeit einer fünftägigen Informationsreise nach Ho-Chi-Minh-Stadt in Vietnam.

„Auch für uns als Unternehmen der Friseur- und Kosmetikbranche wird es zunehmend schwieriger, künftigen Fachkräftenachwuchs auszubilden und zu finden“, erläutert der Chef von derzeit 30 Salons in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. „Deshalb ist es für uns umso wichtiger, neue Wege zu finden und zu gehen.“

Fachschule und Unternehmen in Ho-Chi-Minh-Stadt besucht

Gemeinsam mit Herrn Luong Hoa Binh, der als Dienstleister für die Anwerbung ausländischer Fachkräfte tätig ist und auch mit der Handwerkskammer für Ostthüringen zusammenarbeitet, besuchte er vor Ort eine Fachschule und drei Unternehmen aus der Dienstleistungsbranche in Ho-Chi-Minh-Stadt. „So konnte ich mir ein direktes Bild von der Ausbildung der vietnamesischen Jugendlichen machen“, berichtet Dr. Thomas Fischer.

Bei den Gesprächen mit dem Schulleiter und den Lehrkräften in Ho-Chi-Minh-Stadt kristallisierte sich eine starke Bereitschaft zur Vermittlung der vietnamesischen Schülerinnen und Schüler als Auszubildende nach Deutschland heraus.

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Fokus auf Sprache und Landespezifik richten

Ebenso ist dies in den Gesprächen mit den bereits ausgebildeten Fachkräften deutlich geworden. „Aufgefallen ist mir bei der Besichtigung und den Gesprächen, dass es eine starke fachliche Ausrichtung gibt“, berichtet AIDA-Geschäftsführer Fischer. Allerdings müsse bei der Vorbereitung der Jugendlichen ein wesentlich stärkerer Fokus auf die Arbeits- und Lebenssituation in Deutschland gelegt werden, um die noch bestehende kulturellen Integrationsbarrieren abzusenken. „Die landes- und kulturspezifischen Besonderheiten Deutschlands finden noch zu wenig Eingang an der Schule“, sieht Dr. Thomas Fischer unbedingten Nachholbedarf. „Nur so kann sichergestellt werden, dass sich die vielleicht künftigen vietnamesischen Azubis und Fachkräfte in Deutschland auch wohl und heimisch fühlen.“ Insbesondere der Sprachunterricht müsse noch mehr intensiviert werden, um den Start in Deutschland zu erleichtern.

Auch in den Gesprächen mit Schülern wurde deutlich, wie hoch die Bereitschaft für eine Ausbildung und Arbeit in Deutschland ist. Aus Sicht von Dr. Fischer wäre es deshalb wichtig, direkt vor Ort entsprechendes Know how aus Deutschland in Sachen Sprache und Kultur einfließen zu lassen.

Netzwerkaufbau für Erfolg dringend nötig

Für den Handwerksunternehmer, der vor Ort auch mit drei Unternehmen aus der Dienstleistungsbranche direkt gesprochen hat, ist es nun geboten, die formulierten Vorstellungen und notwendigen Veränderungen umzusetzen. „Dabei kann es sich nur um langfristig angelegte Ziele handeln“, ist sich Dr. Fischer auch bewusst. Er ist aber auch überzeugt, dass mit Unterstützung der Handwerkskammer und den entsprechenden Netzwerken nicht nur die körpernahen Dienstleistungen in Ostthüringen, sondern viele andere Branchen davon profitieren und im Idealfall später vietnamesische Azubis und Fachkräfte einen Teil des dringend benötigten Bedarfs decken können.

 

Titelbild: Dr. Thomas Fischer und Herr Luong Hoa Binh nutzten ihre fünftägige Reise nach Vietnam auch für Gespräche mit Schülerinnen und Schülern als potenzielle Fachkräfte für das Handwerk in Deutschland.