Schwedische Azubis schnupperten Handwerksluft in Kfz-Betrieben
Wenn in Ostthüringer Kfz-Werkstätten ab und an Englisch gesprochen wird, dann sind ganz sicher wieder ausländische Azubi zu einem Praktikum zu Gast. Jetzt waren es sieben angehende Kfz-Mechatroniker aus Schweden, die im Rahmen eines Auslandpraktikums über das Erasmus+-Projekt das duale Ausbildungssystem in Deutschland in Geraer Handwerksunternehmen näher kennenlernen konnten.
Spanische Fahrzeuge statt amerikanische Limousinen
Einer von Ihnen war der 18-jährige Alexander Karlssson aus Jönköping, der im Geraer Autohaus Rabold intensiv in die Werkstattabläufe eingebunden wurde. So war er beispielsweise Teil des Rabold-Teams, wenn es um Fahrzeuginspektionen ging. „Die Basisreinigung der Bremsanlagen oder die Kontrolle von Ölstand und Reifendruck gehörten ebenso dazu, wie der Test, ob die Kfz-Beleuchtung richtig funktioniert“, erzählt er. Für ihn sind es spannende Erfahrungen, die er fernab der Heimat lernen konnte, auch wenn er bei seiner Ausbildung in der schwedischen Kfz-Werkstatt mehr mit amerikanischen Fahrzeugmodellen zu tun hat. „Ich finde es aber richtig spannend, wie die Arbeit in Deutschland abläuft und wie facettenreich die Ausbildung hier ist“, zeigt er sich begeistert. Für ihn ist sicher, dass er viele neue Eindrücke mit in seine Heimat nehmen kann.
Auch André Rabold, Kfz-Technikermeister und einer der Geschäftsführer im Autohaus, ist immer wieder offen, ausländischen Azubis die Chance zu einem Praktikum zu bieten. Für das Autohaus ist es interessant, zu erfahren, wie die Ausbildung in Schweden abläuft. „Dies ist ganz anders als bei uns“, so André Rabold. Schwierigkeiten bereite jedoch oftmals die englische Sprache, die eine kleine Barriere sei. Dennoch ist das Team im Autohaus Rabold immer offen, jungen Menschen Einblicke in ihren Werkstattalltag zu geben. Immerhin waren seit 2017 schon zwölf Azubis aus Polen und Schweden in dem Geraer Autohaus zu Gast. Doch nicht nur das: auch ein eigener Azubi hat bereits die Chance eines Auslandsaufenthalts genutzt und Erfahrungen in den Niederlanden gesammelt. „Wir finden das Projekt wirklich Klasse, um jungen Menschen Perspektiven im Kfz-Handwerk aufzuzeigen und um auch einmal über den regionalen Tellerrand hinaus zu schauen", erzählt André Rabold.
Im Autohaus Rabold absolvierte Alexander Karlsson sein zweiwöchiges Auslandspraktikum, wobei ihm mit Kfz-Technikermeister André Rabold einer der Firmenchefs immer mal wieder über die Schulter schaute.
Beide Seiten profitieren von Auslandspraktikum
„Da ich privat gerne reise und dabei gerne Land und Leute kennenlerne, lag es mir nahe, unbedingt einen Einblick zu erhalten, wie junge Menschen in anderen Ländern ihre Ausbildung in unserem Handwerk absolvieren“, so Martin Schwabe, Serviceleiter beim Autohaus Gotthardt König GmbH in Gera. Er ist der Ansprechpartner für den 21-jährigen Mohamad Sheikh Hussein aus Nyköping, welcher im Autohaus sein Auslandspraktikum absolviert. Der junge Schwede findet die Arbeit sehr abwechslungsreich. Der Serviceleiter bemüht sich sehr, damit sein schwedischer Praktikant möglichst viele Facetten des Werkstattalltags in Deutschland kennenlernt. Mohamad meint, dass ihn dieser Aufenthalt wesentlich selbstbewusster werden lässt und seine selbstständige Arbeitsweise dadurch gefördert wird. Martin Schwabe ergänzt: „Wir hoffen, dass Mohamad viele neue Erfahrungen mit nach Hause nimmt, die ihm auf seinem weiteren beruflichen Werdegang zu Gute kommen.“
Übrigens: Die Handwerkskammer für Ostthüringen arbeitet außerdem seit November 2021 mit 13 Partnern aus 11 europäischen Ländern im Erasmus+ Partnerschaftsprojekt „European e-Transport Network for Vocational Training“ (ETN4VET) zusammen. Im Mittelpunkt steht hierbei das breite Spektrum der Elektromobilität. Fachkräfte der beruflichen Bildung tauschen sich im Projektverlauf über ihre Erfahrungen zu Ausbildungsinhalten und den verfügbaren Lehr- und Lernmitteln aus. Im Projektverlauf tauschen die beteiligten Partner in Präsenz- und Onlinemeetings ihre Erfahrungen aus und konnten sich dabei auch persönlich kennen lernen. Amledo & Co aus Stockholm und der Mobilitätsberater der Handwerkskammer für Ostthüringen nutzen diesen Kontakt so auch zur Durchführung von Entsendungen und Aufnahmen von Auszubildenden im Rahmen von Auslandspraktika, wie hier von den schwedischen Kfz-Azubis. Ein schönes Beispiel also zu Synergieeffekten im Rahmen des europäischen Bildungsprogramms Erasmus+.
Titelbild: Der 21-jährige Mohamad Sheikh Hussein aus Nyköping hatte viel Spaß im Autohaus König in Gera, als er gemeinsam mit Serviceleiter Martin Schwabe unter anderem an einem Motorblock arbeitete.