Mahnwache Friseure und Kosmetiker in Saalfeld
Ronny Rosenau

600 Teilnehmer bei Mahnwachen in Gera, Jena und SaalfeldStiller Protest: Friseure und Kosmetiker mit Existenzangst

(03.02.2021) „Wir machen schön und nicht krank, wir fehlen dem ganzen Land!“ „Lasst unser Handwerk nicht untergehen!“ „Unsere Salons sind sicher.“ „Wo ist Eure Unterstützung?  Wir sind am Ende.“ Mit diesen und vielen weiteren Losungen machten die Friseure und Kosmetiker mit einer Lockdown-Mahnwache in ganz Thüringen auf ihre prekäre Lage aufmerksam. Allein in Ostthüringen kamen in Gera, Jena und Saalfeld rund 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu diesem stillen Protest zusammen.

Der Landesinnungsverband der Friseure und Kosmetiker Thüringen/Sachsen-Anhalt hatte die Mahnwachen initiiert. Vor Ort machen die jeweiligen Innungen mobil und organisierten die Veranstaltungen. Mit der Aktion wollen die Friseure und Kosmetiker die Politik wachrütteln, dass es um ihre Existenzen geht. Vielen steht das Wasser buchstäblich bis zum Hals.

Mit dem zweiten Lockdown ab dem 16. Dezember vergangenen Jahres sind die Salons geschlossen. Und Perspektiven sind nicht in Sicht. „Wir haben quasi ein Berufsverbot erhalten, ohne eine entsprechende Unterstützung durch die Politik zu erhalten. Finanzielle Hilfen seitens des Bundes und des Landes gibt es bisher nicht. Die Dezemberhilfe erhielten die Friseure und Kosmetiker nicht. Die Überbrückungshilfe III kann immer noch nicht beantragt werden.

Dem gegenüber stehen laufende Ausgaben, wie beispielsweise Miete, Kredite, Versicherungen. Auch die Gehälter für die Mitarbeiter laufen weiter. Die Saloninhaber gehen hierbei in Vorkasse. Doch oftmals ist bis heute kein Kurzarbeitergeld geflossen. Ganz zu schweigen von den Saloninhabern selbst. Sie fallen durch jedes Raster; bekommen keinen Ersatz für ihren Unternehmerlohn.

Mahnwache der Friseure und Kosmetiker in Jena
Karsten Seifert

Sindy Marks, Viviane Kühn, Mercedes Pohle, Grit Müller, Beatrice Fuisting, Heike Hampel (v. li.) waren bei der Mahnwache in Jena dabei.

Mahnwache Friseure und Kosmetikker in Gera
André Kühne

Nicht lautstark, sondern mit stillem Protest und  Plakaten zeigten Friseure und Kosmetiker in Gera, dass ihre Existenzen bedroht sind.



In vielen Fällen musste auf finanzielle Hilfen von Familienangehörigen oder die eigene Altersvorsorge zurückgegriffen werden. Dass die Politik ihr Verständnis für die Notlage bekundet, reicht bei weitem nicht aus. „Verständnis ist gut, aber Verständnis kann man nicht essen. Mit Verständnis kann man keine Mieten, Strom- und Heizungskosten begleichen. Unsere Lage ist ernst, sehr ernst“, macht Alexandra Beck, Obermeisterin der Friseur-Innung Gera-Altenburg, auf der Mahnwache in Gera deutlich.

Deshalb haben die Friseure und Kosmetiker klare Forderungen:

1.    Die Überbrückungshilfen müssen passgenau gestaltet, schnell und unbürokratisch gewährt, aber auch umgehend ausgezahlt werden.

2.    Eine nachhaltige Förderung der Ausbildungsleistung ist jetzt notwendig.

3.    Auch Saloninhaber und Soloselbstständige müssen berücksichtigt werden, denn diese gehend in den aktuellen Regelungen leer aus.

4.    Schwarzarbeit muss gestoppt werden. Sichere Friseurdienstleistungen können nur Profi`s unter Wahrung der Hygiene- und Arbeitsschutzstandards in den Salons erbringen.

Eine Umfrage unter den Ostthüringer Friseuren und Kosmetikern macht deutlich, dass innerhalb der nächsten zwei Wochen bei mehr als 40 Prozent der Salons die finanziellen Reserven aufgebraucht sind und eine Insolvenzwelle droht.

Auch Wolfgang Jacob, Präsident der Handwerkskammer für Ostthüringen steht voll hinter den Forderungen der Friseure und Kosmetiker. „Die Salons mit ausgefeilten Hygienekonzepten werden ihrer Existenzgrundlage beraubt werden. Das muss schnellstmöglich ein Ende haben. Lasst unsere Handwerkerinnen und Handwerker wieder arbeiten!

An dieser Stelle gilt sein Dank in Ostthüringen vor allem den Innungen. Die Friseur-Innung Gera-Altenburg, die die Innung des Friseurhandwerks Jena/Saale-Holzland-Kreis sowie die Innung des Friseurhandwerks Saalfeld-Pößneck-Rudolstadt haben die Mahnwachen mit großem Engagement organisiert. „Das zeigt einmal mehr, welch wichtigen Beitrag die Innungen, gerade in schwierigen Zeiten leisten“, so Wolfgang Jacob.