Werner Schimmelschmidt: Mit 103 Jahren sein 70-jähriges Meisterjubiläum gefeiert
Wer Werner Schimmelschmidt aus Unterwellenborn begegnet, glaubt es kaum, dass der Rahmenglasermeister bereits 103 Jahre alt ist. Jetzt konnte der rüstige Senior die Ehrenurkunde der Handwerkskammer für Ostthüringen zu seinem 70. Meisterjubiläum aus den Händen von Katja König, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer, in Empfang nehmen.
„Es ist für uns mehr als außergewöhnlich, Ihnen in diesem hohen Alter zu Ihrem Meisterjubiläum gratulieren zu können“, überbrachte Katja König auch die Glückwünsche der Geschäftsführung und des Vorstandes der Handwerkskammer.
Einer der ältesten Handwerksmeister Thüringens
Mit seinen 103 Jahren ist Werner Schimmelschmidt wahrscheinlich einer der ältesten, wenn nicht sogar der älteste Handwerksmeister im Freistaat Thüringen. So hat er natürlich auch viel aus seinem bewegten Leben zu erzählen. Geboren im September 1919, besuchte er das Gymnasium in Saalfeld und absolvierte anschließend bis 1938 eine Lehre als Rahmenglaser im von seinem Vater Otto Schimmelschmidt im Jahr 1909 gegründeten Betrieb in Unterwellenborn.
Bereits frühzeitig wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und in Belgien in den letzten Kriegsmonaten schwer verwundet. „Das war vielleicht auch mein Glück, sonst wäre ich wahrscheinlich nicht wieder zurückgekommen“, erinnert er sich. Werner Schimmelschmidt kam später in russische Kriegsgefangenschaft im Kaukasus, bevor er endlich im Jahr 1947 wieder in die Heimat zurückkehren konnte und im elterlichen Betrieb arbeitete.
1949 heiratete er seine Frau Ilse. Nicht nur heute denkt er an diese schöne Zeit zurück. „Was Besseres als Ilse hätte mir nicht passieren können.“
Am 28. März 1953 konnte er schließlich mit Erfolg seine Meisterprüfung zum Rahmenglasermeister in Gera ablegen und den väterlichen Betrieb übernehmen. Sein Meisterstück, ein Rundfenster mit Sprossen, hängt noch heute nach 70 Jahren in der Werkstatt.
Verstaatlichung, Ehrenamt und Wiederbeginn
Die Verstaatlichung machte jedoch in den 50er Jahren auch vor dem Glaserhandwerk nicht halt. Gemeinsam mit zwei anderen Glaserbetrieben ist das Unternehmen in einer Produktions-Genossenschaft des Handwerks (PGH) aufgegangen, dessen Vorsitz er von 1959 bis Anfang der 80er Jahre innehatte. Er engagierte sich stark in der Lehrlingsausbildung, befand sich doch zur damaligen Zeit die zentrale Berufsschule für Glaser in Neustadt/Orla, wo Werner Schimmelschmidt mit seinem Fachwissen auch oftmals als Lehrer aushalf. Gleichzeitig gehörte er zum Vorstand der Kreisgeschäftsstelle Saalfeld der damaligen Handwerkskammer des Bezirkes Gera und war Vorsitzender des Fachbeirates der Glaser in Gera, der maßgeblich mit für die Preisgestaltung zur damaligen Zeit verantwortlich zeichnete.
Am 1. April 1982 schließlich ging es von der PGH wieder in die Selbstständigkeit, die der Rahmenglaser-meister, gemeinsam mit seinem Sohn Rolf auch über die Wende in die Marktwirtschaft führte. Rolf Schimmelschmidt war in die Fußstapfen seines Vaters getreten, erlernte den Beruf des Glaser und hatte nach erfolgreicher Prüfung am 19. Juni 1979 auch den Meisterbrief als Glasermeister in der Tasche.
Im Jahr 2009 übergab Werner Schimmelschmidt schließlich die Geschicke des Betriebes offiziell in die Hände seines Sohnes Rolf, der das Unternehmen bis Ende letzten Jahres führte. Der jetzt 69-Jährige hat den Betrieb nunmehr nach mehr als 110-jähriger Familientradition aufgrund der fehlenden Nachfolge geschlossen.
Was jedoch bei den Schimmelschmidts und insbesondere bei Werner Schimmelschmidt bleibt, ist die Erinnerung an viele schöne Momente als Handwerksmeister. Für ihn heißt es, immer wieder von Tag zu Tag zu denken und sich Ziele zu setzen. Sein nächstes Ziel: „Ich möchte noch meinen 104. Geburtstag erleben.“ So fit, wie Rahmenglasermeister Werner Schimmelschmidt seine Ehrenurkunde zum 70. Meisterjubiläum entgegennehmen konnte, wird ihm dies sicherlich gelingen.
Titelbild: Katja König, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer für Ostthüringen, überreichte dem 103-jährigen Rahmenglasermeister Werner Schimmelschmidt aus Unterwellenborn die Ehrenurkunde zum 70. Meisterjubiläum im Beisein seines Sohnes Rolf Schimmelschmidt.