Jäger Leitern mit spannender 100-jähriger Geschichte Auf die Sprosse…fertig…los
Jäger Leitern und Holzwaren – ein kleiner Handwerksbetrieb in Weißenborn (Saale-Holzland-Kreis) - kann in diesem Jahr auf sein 100-jährigen Bestehen zurückblicken. Grund genug also, dass Wolfgang Jacob, Präsident der Handwerkskammer für Ostthüringen, die Jubiläumsurkunde an Inhaber Torsten Jäger und Seniorchef Stephan Jäger übergab.
Holzland ist Leiterland
Die wechselvolle Geschichte der Jäger’s begann im Jahr 1924, als Otto Jäger den Familienbetrieb in Weißenborn gründete. Damals florierte das Geschäft mit Holzleitern vor allem im Saale-Holzland-Kreis. Die Region war überregional bekannt für ihre Vielzahl an Holzmanufakturen. Leitern und eine Vielzahl anderer Holzwaren wurden angefertigt und zur damaligen Zeit von Händlern mit Pferdefuhrwerken zum Weiterverkauf abgeholt. Keine leichte Arbeit – wurde das Holz damals noch komplett per Hand bearbeitet.
Nach 38 Jahren übergab Otto Jäger den Betrieb im Jahr 1962 an seinen Sohn Günter, der den Betrieb zu DDR-Zeiten stetig weiterentwickelte und moderne Maschinen anschaffte. Die Arbeitserleichterung war spürbar und das Geschäft florierte.
Holz mit vielen Vorteilen
Ab 1992 leitete Stephan Jäger in 3. Generation die Geschicke das Familienunternehmen. Der Tischlermeister erweiterte den Betrieb um eine Bautischlerei, um das Portfolio breiter aufzustellen, denn die leichteren Aluleitern eroberten den Markt. Dennoch sind Holzleitern weiter gefragt. Und das nicht ohne Grund. Maler stört der Metallabrieb an Aluleitern, der für schwarze Hände sorgt. Für Dachdecker sind Holzleiten ideal als Schutz vor dem Abrutschen auf lasierten Dachziegeln. Elektriker setzen auf die Produkte aus Holz, da dies besser vor möglichen Stromschlägen schützt.
Mittlerweile führt Torsten Jäger, Urenkel des Gründers und in den Familienbetrieb bereits 1993 eingestiegen, das Unternehmen – unterstützt von seiner Frau und seinem Vater Stephan – seit dem Jahr 2021. „Es ist nicht leicht, am derzeitigen Markt die Tradition der Leitermacher am Leben zu halten."
Firmengründer Otto Jäger in den 30er Jahren an einem Pferdefuhrwerk, vollbeladen mit Leitern und Holzwaren, die über Land verkauft wurden.
Kammerpräsident Wolfgang Jacob beglückwünschte Inhaber Torsten Jäger und Seniorchef Stephan Jäger zum 100-Bestehen ihres Handwerksbetriebes.
Torsten und Stephan Jäger arbeiten heute noch ganz traditionell und von Hand, um die beste Qualität ihrer Holzprodukte zu gewährleisten.
Bürokratische Widrigkeiten
Vor allem der Schädlingsbefall des für den Bau benötigten Fichtenholzes aus heimischen Wäldern durch den Borkenkäfer und viele bürokratische Hürden bei Gesetzen und Verordnungen trüben die Stimmung. „Ein Beispiel: Maler dürfen eigentlich keine Sprossenleitern, sondern nur noch Stufenleitern aus Arbeitsschutzgründen benutzen“, so Torsten Jäger. „Doch die Stufenleitern sind viel zu schwer und unhandlich, um damit in der typischen Art und Weise auf der Leiter stehend zu laufen“, ärgert er sich. Schließlich sei dies ohne Probleme in den vergangenen 100 Jahren möglich gewesen – nur jetzt gehe vieles plötzlich nicht mehr.
Corona, Obstleitern und Baukrise
Das Geschäft konzentriert sich derzeit auf Anlegeleitern und Holzgerüste. Aber auch Obstleitern haben eine Renaissance erlebt. „Viele Gärtner haben während der Coronazeit den eigenen Garten wieder für sich entdeckt und nutzen jetzt gern unsere Leitern für die Ernte an den Obstbäumen oder die Pflege von Streuobstwiesen“, freut sich der Firmenchef.
Sorgen bereitet ihm die derzeitige Baukrise. Auch diese hat Auswirkungen selbst auf die Leitermacher. „Wenn es am Bau und den verschiedenen Gewerken kriselt, bekommen wir das auch zu spüren. Der Absatz an Bauleitern geht zurück“, erklärt Torsten Jäger.
Abnehmer für seine Produkte hat er immer noch deutschlandweit, zum Beispiel eine Gerüstbaufirma in Dortmund und einige andere. Mit kreativen Ideen und vielfältigen Holzprodukten startet das kleine Familienunternehmen jetzt in die nächsten 100 Jahre. Neben Leitern, Gerüsten, Holz- und Sägeböcken werden auch Fahnenmasten mit angeboten. Nicht zuletzt können mit der Bautischlerei auch eine ganze Reihe von individuellen Auftragsarbeiten übernommen werden.
„Wir bleiben optimistisch und hoffen, dass es das im Saale-Holzland-Kreis traditionelle Handwerk der Leitermacher noch lange geben wird“, so Torsten Jäger.
Titelbild: Torsten Jäger und sein Vater Stephan sind ein eingespieltes Team und freuen sich, in diesem Jahr auf das 100-jährige Bestehen Ihres Familienbetriebes blicken zu können, denn Holzleitern sind ihrer Passion und Leidenschaft.