Vollversammlung der Handwerkskammer/Kammerpräsident benennt größte HerausforderungenEinigkeit bei neuen Wegen
Auf ihrer jüngsten Sitzung haben die Mitglieder der Vollversammlung der Handwerkskammer als höchstes Gremium des Ostthüringer Handwerks wieder weitreichende Beschlüsse gefasst, um die Handwerkskammer auch für die zukünftigen Herausforderungen gut aufgestellt zu wissen.
Am Anfang der Beratung ließ Kammerpräsident Wolfgang Jacob noch einmal die zurückliegenden Monate Revue passieren und gab einen Ausblick auf die Aufgabenstellungen der kommenden Monate.
Anhand der Ergebnisse der Frühjahrsumfrage unter den Ostthüringer Handwerksunternehmen zur konjunkturellen Entwicklung über alle Gewerke hinweg attestierte er einen leichten Aufwärtstrend im Ostthüringer Handwerk – insbesondere dank der leicht verbesserten Erwartungshaltung. „Dennoch kann angesichts der anhaltenden Krisen noch nicht von einer Trendwende und einem generellen Aufschwung die Rede sein“, so Wolfgang Jacob. Die Risiken seien angesichts der schwächeren Auftragslage und der anhaltenden geopolitischen Unsicherheiten nach wie vor hoch.
Vier Kernforderungen für das Handwerk formuliert
Deshalb hat die Handwerkskammer in den ersten Monaten des Jahres den Blick auf die mittlerweile abgehaltenen Kommunalwahlen vor allem auch auf die Landtagswahl gelegt, die am 1. September in Thüringen stattfindet. „Hierzu haben wir immer wieder unsere vier Kernforderungen gegenüber der Politik erneuert“, so Jacob. Dies sind der Stopp von Belastungen, damit sich Arbeit wieder lohnt, der Abbau ausufernder Bürokratie, bezahlbare Energie trotz Energiewende sowie die bessere Wertschätzung der Leistungen des Handwerks als Mittelstandsmotor.
„Im Handwerk ist die Unzufriedenheit über hohe bürokratische Belastungen, mangelnden politischen Gestaltungswillen und die negative wirtschaftspolitische Entwicklung in Thüringen und in Deutschland massiv gestiegen. Es fehlt an politischer Planbarkeit und Verlässlichkeit für unternehmerische Zukunftsentscheidungen“, erklärt der Kammerpräsident.
Hilfe und Dialogbereitschaft wichtiger denn je
Als Beispiele für Aktivitäten der Handwerkskammer im Interesse der Mitgliedsbetriebe nannte Wolfgang Jacob unter anderem die Unterstützung von Handwerkerinnen und Handwerkern im Zuge der Proteste im Januar und Februar sowie Gespräche mit Oberbürgermeistern gemeinsam mit Handwerkern und weiteren Vertretern der Wirtschaft, um regional Lösungen zu finden. Aber auch das Forum „Handwerker fragen, Politiker antworten“, das im März und April mit den Spitzenkandidaten der zur Landtagswahl in Thüringen antretenden Parteien stattfand, wurde auch von Ostthüringer Handwerksunternehmern genutzt.
Diese Gespräche sollen auch nach der Kommunal- bzw. Landtagswahl fortgesetzt und intensiviert werden. So ist geplant, einmal im Quartal an verschiedenen Orten in Ostthüringen Gesprächsrunden mit Handwerkerinnen und Handwerkern zu organisieren, um genau zu erfahren „wo der Schuh drückt“. Gemeinsam mit den Fachreferaten der Handwerkskammer werden dort Fragen der Mitgliedsbetriebe beantwortet, Probleme erörtert und gemeinsam nach Lösungen gesucht.
Nachwuchswerbung mal neu gedacht
Bei all den genannten Herausforderungen liegt das Hauptaugenmerk der täglichen Arbeit in der Handwerkskammer auch auf der Gewinnung und Sicherung des Fachkräftenachwuchses. Neben bewährten Aktivitäten wie der Lehrstellenbörse, der Ausbildungshotline und einer Vielzahl von Ausbildungsmessen wurden auch ganz neue Veranstaltungen durchgeführt. „Wichtig ist es dabei für uns, immer wieder neue Anreize zu setzten, um Jugendliche für das Handwerk zu begeistern“, so Wolfgang Jacob. Als Beispiele nannte er die Azubi Days im Mai in den Gera Arcaden, die Ausweitung der Ausbildungsmesse im Kultur- und Kongresszentrum Gera mit deutlich mehr Handwerksunternehmen oder die Schulhoftouren mit dem Infomobil der Handwerkskammer.
Endlich Prämie für Schülerferienpraktika
Im Rahmen der Berufsorientierung konnte ein weiterer Meilenstein erreicht werden. Nach zähem Ringen des Handwerks mit dem Land Thüringen wurde ein neues Angebot mit einem echten Mehrwert für Betriebe auf den Weg gebracht: Eine Prämie für Schülerferienpraktika und das speziell für Handwerksbetriebe. Der Freistaat Thüringen unterstützt jetzt Schülerinnen und Schüler ab 15 Jahren mit einer Praktikumsprämie von 120 Euro pro Woche, wenn sie in den Ferien in einem Handwerksbetrieb einen Ausbildungsberuf kennenlernen. „Besonders für kleine Betriebe kann das Schülerferienpraktikum ein Erfolgsmodell sein“, versichert der Kammerpräsident.
Natürlich wird sich auch die Handwerkskammer den neuen Gegebenheiten stellen. Dazu wurde den Vollversammlungsmitgliedern im Rahmen der Tagung auch die Strategieplanung für das Berufsbildungs- und Technologiezentrum mit seinen drei Bildungsstätten in Gera, Rudolstadt und Zeulenroda detailliert dargelegt. Hier gilt, in den kommenden Jahren die Bildungsstätten zukunftsfähig, innovativ und stets am Dienstleistungscharakter orientiert aufzustellen.
Meisterfeier mit Schwung für die Zukunft
Nicht zu vergessen ist aber auch die notwendige Forcierung der Fortbildung und insbesondere der Meisterfortbildung in Ostthüringen. Dass die Meisterinnen und Meister mit meisterlichem Können für Qualität und hohe Ausbildungsleistung im Handwerk sorgen, wurde zur diesjährigen Meisterfeier im Mai im Bio-Seehotel in Zeulenroda deutlich. Jörg Dittrich als Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks war hier zu Gast und überreiche die Urkunden an 83 Meister und Betriebswirte. „Diesen Schwung gilt es mitzunehmen, wenn wir unsre Meisterfortbildung künftig weiter ausbauen wollen“, so Wolfgang Jacob. Schließlich seien diese Meisterabsolventen die künftigen Unternehmer, die die Unternehmensnachfolge im wahrsten Sinne des Wortes meistern können.
Im Zuge dieser vielen Herausforderungen gilt es auch, die Handwerkskammer in ihrem Erscheinungsbild als frischen und modernen Dienstleister nach außen zu präsentieren. „Wir wollen als Handwerkskammer und damit auch als Handwerk in Ostthüringen in einem neuen Design auftreten, das auf die Zukunft ausgerichtet ist und die neuen Wege deutlich besser als bisher symbolisiert.“
Handwerkskammer bekommt neues Logo und Design
Wie wichtig diese Außenwirkung ist, zeigten die Mitglieder der Vollversammlung eindrucksvoll. „Einstimmig votierten sie für den Beitritt der Handwerkskammer für Ostthüringen in den Design-Verbund der deutschen Handwerkskammern, dem derzeit 41 der 53 Handwerkskammern angehören. Einher geht dies auch mit einem neuen Logo der Handwerkskammer, dass Einigkeit und ein Wir-Gefühl des gesamten Handwerks symbolisieren wird. „Die Umsetzung des neuen Designs über alle Bereiche der Handwerkskammer hinweg wird sicherlich ein bis anderthalb Jahre in Anspruch nehmen. Doch ich bin mir sicher, dass wir damit für die kommenden Jahrzehnte auch in der Außenwirkung neue Maßstäbe setzen können“, so Wolfgang Jacob
Die Handwerkskammer wird ihre Mitgliedsbetriebe bei diesem Prozess stets auf dem Laufenden halten, denn auch hier gilt: Nur gemeinsam können die rund 9.300 Handwerksunternehmen mit rund 43.000 Beschäftigten etwas bewegen. Das gilt in der heutigen teils turbulenten und schwierigen Zeit mehr denn je.
Die Vollversammlungsmitglieder – alles ehrenamtlich tätige Handwerksunternehmer und Arbeitnehmer – haben dafür in der jüngsten Sitzung die Weichen gestellt.
Titelbild: Die Mitglieder der Vollversammlung der Handwerkskammer für Ostthüringen zeigten bei den drängendsten Themen Geschlossenheit und stimmten für wichtige Beschlüsse.