Erstmals Thüringer Meisterprämie an Jahrgangsbeste überreicht

Insgesamt 35 Jungmeisterinnen und Jungmeister aus den drei Thüringer Handwerkskammerbezirken konnten im Rahmen der jüngsten Mitgliederversammlung des Thüringer Handwerkstag e.V. (THT) als Jahrgangsbeste ihrer jeweiligen Gewerke die Thüringer Meisterprämie in Höhe von 1.000 Euro in Empfang nehmen. Erstmals wurden damit im Freistaat die hervorragenden Leistungen in der Meisterfortbildung sowie das Unternehmertum des Handwerks in Thüringen gewürdigt.
Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee, der gemeinsam mit dem Präsidenten des THT, Stefan Lobenstein, die Auszeichnung vornahm, dankte dem Thüringer Handwerk dafür, die Meisterprämie auf den Weg gebracht zu haben. „Wenn es Thüringen derzeit vergleichsweise gut geht, dann ist dies insbesondere auch ein Verdienst des Handwerks“, so der Wirtschaftsminister. „Das Handwerk ist entscheidend für eine gute Wettbewerbssituation des Freistaates Thüringen.“ Deshalb sei es umso wichtiger, das Handwerk mit dieser Auszeichnungsveranstaltung immer mehr ins Scheinwerferlicht zu rücken. Für ihn ist klar, dass das Handwerk im Freistaat für Perspektiven im Leben und für hochqualitative Leistungen am Kunden steht.

Meisterbrief ist eine Lebensversicherung

Einerseits wolle man mit der Auszeichnung künftig jährlich die Jahrgangsbesten Meisterabsolventen ehren und ihren die entsprechende Wertschätzung entgegen bringen. Andererseits ist die Meisterprämie aber auch eine Würdigung des Unternehmertums im Handwerk in seiner Gänze. „Gerade der Meisterbrief ist eine Art Lebensversicherung gegen die Arbeitslosigkeit“ macht der Minioster deutlich. „Wenn lediglich 1,8 Prozent derjenigen, die den Meisterbrief er-worben haben, arbeitslos sind, kann man schon von Vollbeschäftigung unter den Handwerksmeistern sprechen.“
Die jetzige Ehrung sollte aber gleichzeitig auch ein Signal sein, dass mit einer fundierten dualen Ausbildung und der anschließenden Meisterfortbildung alle Karrieremöglichkeiten offen stehen. Schließlich sei nicht nur das Abitur mit einer anschließenden akademischen Laufbahn der „Türöffner für die ganze große Welt“. Deshalb spricht sich Minister Wolfgang Tiefgensee dafür aus, neue Wege bei der Schullaufbahn einzuschlagen und Schritt für Schritt die wichtigen Entscheidungen im Leben zu fällen. Aus seiner Sicht ist der Besuch einer Regelschule mit dem Abschluss der 10. Klasse die eigentliche Grundvoraussetzung, damit die Jugendlichen nicht bereits nach der 4. Klasse, sondern mit 16 Jahren selbst entscheiden können, welchen Berufsweg sie gehen möchten.
„Das Handwerk ist vor Ort verwurzelt. Das zu verdeutlichen, ist in einer Welt, wo vieles digital geschieht, besonders wichtig. Handwerk hat auch weiterhin goldenen Boden, was die jetzt geehrten Jungmeisterinnen und Jungmeister erkannt und auf den richtigen Karriereweg gesetzt haben.

Meister wichtig als Unternehmensnachfolger

Auch Stefan Lobenstein als Präsident des Thüringer Handwerkstages, beglückwünschte die Jungmeisterinnen und Jungmeister zu ihren herausragenden Leistungen. 439 Handwerkerinnen und Handwerker haben im letzten Jahr in Thüringen ihre Meisterprüfungen erfolgreich abgeschlossen, von denen die jetzt Geehrten die besten Absolventen waren. „Sie haben Ausdauer, Leis-tungsbereitschaft und Verantwortungsbewusstsein bewiesen. Das sind genau die Tugenden, die unser Land so dringend braucht“, so der THT-Präsident. Gerade in Zeiten in denen das Thüringer Handwerk die Themen Nachwuchsgewinnung, Fachkräftemangel, Integration von Migranten und die Unternehmensnachfolge mehr denn je beschäftigen, sei der Handwerksmeister ein Garant für Ausbildungsleistung und die Fortführung der handwerklochen Traditionen im Freistaat. „Wenn Auszubildenden und anschließend die entsprechende Fachkräfte fehlen, werden viele Handwerksunternehmen auch keinen Nachfolger finden und vielleicht für immer ihre Pforten schließen müssen“, warnt Stefan Lobenstein. So ist ein knappes Drittel der Betriebsinhaber im Thüringer Handwerk heute 55 Jahre und älter. Allein bis Ende 2018 suchen 3.000 Thüringer Handwerksbetriebe einen Nachfolger. Deshalb sind es vor allem die Jungmeisterinnen und Jungmeister, die diesen Generationswechsel vollziehen werden und damit die handwerklichen Strukturen des Handwerks in Thüringen in den kommenden Jahren prägen.
Nicht zuletzt ist die Meisterprämie aber auch ein Signal und ein klares Bekenntnis der Thüringer Landesregierung zum Meisterbrief. Der Meisterbrief ist Garant für eine hohe Ausbildungsquote und –qualität; er macht das Handwerk zum Innovationsmotor der deutschen Wirtschaft und ist ebenso gelebter Verbraucherschutz. Ebenso sind Meisterbriebe auch wesentlich insolvenzfester. Die Statistik zeigt, dass immerhin 40 Prozent der Betriebe ohne Meister nach fünf Jahren wieder vom Markt verschwunden sind.

Kampf um Erhalt des Meisterbriefes

Gerade in der jetzigen Zeit, in der die Europäische Kommission mit der EU-Dienstleistungsrichtlinie versucht, den Meisterbrief ein weiteres Mal in Frage zu stellen, komme der Meisterprämie als Signal eine besondere Bedeutung zu. „Der Meisterberief darf nicht zur Disposition stehen. Das wissen wir auch die Bundesregierung und die Thüringer Landesregierung an unserer Seite“, so Stefan Lobenstein abschließend und wirbt für eine weitere Stärkung des bewährten Aus- und Weiterbildungssystems im Handwerk, damit auch im kommenden Jahr die besten Jungmeisterinnen und Jungmeister mit der Meisterprämie eine Würdigung erfahren können.



Foto: Sieben der zehn erfolgreichen und geehrten Meisterabsolventinnen und Absolventen aus Ostthüringen, gemeinsam mit Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (li.), Geras Oberbürgermeister Dr. Viola Hahn (2.v.l.), Ostthüringens Kammerpräsident Klaus Nützel (re.) sowie dem Präsidenten des Thüringer Handwerkstag e.V., Stefan Lobenstein (2.v.l.)