Autolackiererei Bauer in Gera feierte großes Jubiläum Farbenfroh mit 100-jähriger Tradition
Eine faszinierende Firmengeschichte kann die Autolackiererei Bauer in Gera vorweisen. Seit nunmehr 100 Jahren sorgt sie dafür, dass Fahrzeuge in den verschiedensten Farben neuen Glanz ausstrahlen. Das wurde natürlich mit einem großen Fest gefeiert, bei dem Andreas Jörk auch die Jubiläumsurkunde der Handwerkskammer für Ostthüringen überreichte.
Lackierermeister Alfred Bauer gründete 1924 den Betrieb und hat damals sicher nicht daran gedacht, dass sein Betrieb eine solch eindrucksvolle Geschichte auch 100 Jahre später noch erzählen kann. Schon kurz nach der Gründung zeigte sich, dass der Bedarf an seinem Handwerk groß ist. Wurden zu Beginn hauptsächlich Kutschaufbauten und Möbel lackiert, verschob sich das Arbeitsfeld aufgrund der Zunahme des Straßenverkehrs mehr und mehr hin zu Reparaturen und Lackierung von Automobilen.
Vom Dachshaar-Pinsel zur Sprühpistole mit Kompressor
In dieser schnelllebigen Zeit wurden die Fahrzeuge immer ausgereifter und die Anforderungen an den Lackierbetrieb stiegen. So war Alfred Bauer einer der ersten, der die Technologie der Lackierung änderte. Wurden bisher hauptsächlich Dachshaar-Pinsel für die Arbeit verwendet, arbeitet Alfred Bauer schon frühzeitig mit einer neuen Technologie, die aus den USA nach Europa kam. Er verwendete eine Sprühpistole in Kombination mit einem Kompressor.
Dass dieser Schritt der richtige war, unterstreicht die Tatsache, dass 1934 der Umzug an einen neuen Standort erfolgte. Alfred Bauer hatte somit eines der modernsten Lackierzentren der damaligen Zeit, in der selbst Busse und LKW lackiert oder mit Reklame versehen werden konnten. Selbst in der Zeit des 2. Weltkrieges florierte sein Geschäft, ehe am 7. April 1945 ein Bombenangriff auf Gera den größten Teil der Gebäude und Ausrüstung zerstörte. Erst 1946 konnte er mit dem Wiederaufbau beginnen, der sich aufgrund von Materiaknappheit bis zum Jahr 1952 hinzog.
So sah es früher in der Autolackiererei Bauer aus. In den 30er Jahren arbeiten bis zu 35 Mitarbeiter im Unternehmen. Foto: privat
Seit über 50 Jahren Domizil in der Erfurtstraße
Mit Günter Bauer trat auch der Sohn von Alfred Bauer in die Fußstapfen seines Vaters. Er arbeitet zuerst als Geselle im väterlichen Betrieb, absolvierte die Meisterschule und stieg 1961 als Mitinhaber in den Betrieb ein. Kurz darauf stand durch die Umstrukturierung des Geraer Stadtzentrums der 3. Umzug für die Bauers an. Der neue Firmensitz war von nun an in der Erfurtstraße in Gera, wo sich auch heute noch die Autolackiererei befindet.
Altersbedingt zog sich Firmengründer Alfred Bauer im Jahr 1976 aus dem Betrieb zurück und Günter Bauer übernahm nach dem Anschluss an die Produktionsgenossenschaft des Handwerks (PGH) Autodienste im selben Jahr alleine das Zepter der Firma.
Nach der Wende ging Günter Bauer erneut den Schritt in die Selbstständigkeit und investierte umfangreiche in die Modernisierung des Familienbetriebes, um am Markt bestehen zu können. Waren es zu DDR-Zeiten vor allem Komplettlackierungen von Fahrzeugen, sind es mittlerweile vor allem Lackierungen im Rahmen der Unfallinstandsetzung.
Ehrenamtsengagement für das Lackiererhandwerk
Günter Bauer lag aber nicht nur sein Betrieb am Herzen, sondern war auch auf ehrenamtlichem Gebiet sehr aktiv. So trat er 1991 der neu gegründeten Innung des Maler- und Lackiererhandwerks Ostthüringen bei und wurde in den Vorstand gewählt. Zudem arbeitete er bereits von 1975 bis 2006 im Meisterprüfungsausschuss mit. Auch über die Innungsgrenzen hinweg brachte er seinen Erfahrungen ehrenamtlich ein, beispielsweise von 1990 bis 1995 als Vorsitzender der Bundesfachgruppe für Fahrzeuglackierer für das Land Thüringen.
Farbtöne in mehr als einer Million Varianten
Nach 48 Jahren als Autolackierer übergab Günter Bauer den Betrieb schließlich im Jahr 20024 an seinen Schwiegersohn Karsten Bruchmüller, der seit 1985 als Fahrzeuglackierer beschäftigt war und 1993 seine Meisterprüfung abgelegt hatte. Zunehmend hat sich auch die Farbpalette und die Möglichkeiten der Lackierungen rasant geändert. War die Farbpalette zu DDR-Zeiten überschaubar, so gibt es heute über eine Million verschiedene Farbtöne.
Autozentrum als 2. Standbein etabliert
Um das Unternehmen weiter gut aufgestellt zu wissen, erfolgte im Jahr 2017 der nächste große Schritt – der Kauf des ehemaligen Autohauses Golde in Gera-Bieblach, wo sich jetzt das Autozentrum Bruchmüller mit Fahrzeugverkauf und eine Werkstatt mit der gesamten Palette an Dienstleistungen rund ums Kfz befindet.
Die nächste Generation stand da bereits in den Startlöchern. Sohn Daniel Bruchmüller – selbst Karosseriebauermeister - übernahm 2018 die Leitung der Lackiererei, die sich weiter am bisherigen Standort befindet. Er entwickelt die technischen Standards immer weiter und legt den Fokus besonders auf die Ausbildung junger Fachkräften, damit das Familienunternehmen in nunmehr 4. Generation noch viele Jahre für den perfekten Lack an Fahrzeugen aller Couleur sorgen kann.
Titelbild: Drei Generationen blicken auf 100-jährige Tradition: Senior Günter Bauer (mitte) mit seinem Schwiegersohn Karsten Bruchmüller (li.) und Enkel Daniel Bruchmüller in einer der modernen Spritzkabinen, die früher undenkbar waren. Foto: Lea Porsch