Seilerei Pohle_1
HWK für Ostthüringen

Zwei neue Auszubildende für Seilereien in Ostthüringen Kein Drahtseilakt, sondern ein Beruf mit Zukunft

Ein altes und seltenes Handwerk stellt der Beruf des Seilers im 21. Jahrhundert dar. Dennoch wird dieser Handwerksberuf sehr oft unterschätzt. Bietet er doch viele Facetten und berufliche Möglichkeiten, um sich zu entwickeln. Und das auch in Zeiten der fortschreitenden Digitalisierung. Vom Schiffstau über das Lastenseil am Kran bis hin zum Abschleppseil im Kofferraum – Seile werden in vielerlei Hinsicht benötigt. Zwei Seilereien aus Ostthüringen konnten für dieses Ausbildungsjahr Azubis für diesen spannenden Beruf gewinnen.  

 

Beruflich umdenken, aber im Handwerk bleiben

Für den 21-jährigen Marek Zanger war schon lange klar: „Handwerk hat goldenen Boden.“ Zunächst absolvierte der heute 21-jährige eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker. Nach seiner erfolgreich absolvierten Prüfung änderte sich sein beruflicher Werdegang und der junge Mann lotete neue Zukunftsperspektiven aus. So begann er zunächst im familiären Seilerbetrieb seinem Vater unter die Arme zu greifen. „Ich bin sehr dankbar über die zusätzliche Manpower. Vor allem, da ich bis dato allein im Betrieb tätig war. Über den Sommer führten wir aber gemeinsam Gespräche, wie es für ihn weitergehen könnte und ich schlug Marek vor, eine Ausbildung zum Seiler anzustreben, um sich die Fachkenntnis anzueignen“, so Ronny Zanger, Inhaber und Ausbilder bei Lüdeke Seil- & Hebetechnik GmbH in Tanna. Gegründet 1976 von Hans-Dieter Lüdeke, wird der Familienbetrieb nun in zweiter Generation  geführt. Stolz berichtet der Seiler-Azubi: „Der Beruf des Seilers ist sehr vielseitig. Wir stellen Drahtseile und Kettenkonfektionen nach Kundenauftrag her und warten die Hebetechnik. Da wir in keiner Massenproduktion arbeiten, können wir individueller auf Kundenwünsche eingehen.“ Sein Vater und Ausbilder Ronny Zanger ergänzt: „Keine Maschine kann ein Seil so konfektionieren, wie wir es von Hand herstellen.“



Vom Segler zum Azubi im Seilerhandwerk

„Als kleiner Junge war ich immer mit meiner Oma segeln. Dann waren wir auch immer mal hier und ich habe mich gefragt, wie wohl all diese Seile für Boote hergestellt werden. Das hat mich fasziniert“, erzählt der 17-jährige Matheo Jonuschies über den Weg, wie er auf die Ausbildung und seinen Betrieb, die Seilerei Albert Pohle GmbH in Zeulenroda-Triebes, aufmerksam geworden ist. „Fünf Jahre haben wir gesucht und irgendwann auch ein Stück weit die Hoffnung aufgegeben, einen Azubi zu finden. Und von heute auf morgen klingelte das Telefon und wir wurden gefragt, ob wir ausbilden“, erinnert sich Firmeninhaber Philipp Pohle. Nach drei Tagen, in denen Matheo einen Einblick den vielseitigen Beruf des Seilers erhielt, entschied er sich für diese Ausbildung. Viele seiner Freunde wussten zunächst gar nicht, was ein Seiler überhaupt ist. „Hier konnte schnell Abhilfe schaffen und aufklären“, berichtet Matheo, während er nebenbei ein Seil knüpft. „Es war schon eine große Umstellung von der Schulzeit zum Arbeitsalltag. Aber die Zeit vergeht jeden Tag so schnell, weil die Arbeit einfach unglaublich Spaß macht.“

 

Titelbild: Die Schnüre fest in der Hand, jeder Arbeitsschritt sitzt.  Matheo Jonuschies absolviert seine Ausbildung in der Seilerei Albert Pohle GmbH in Zeulenroda-Triebes und stellt hier ein Anbindeseil aus Sisal her. Foto: Lea Porsch