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Frühjahrsumfrage 2025 der HandwerkskammerLage im Ostthüringer Handwerk bleibt angespannt

Die wirtschaftliche Situation im Ostthüringer Handwerk hat sich gegenüber der Situation im Frühjahr 2024 noch einmal leicht verschlechtert.  Das geht aus der aktuellen Frühjahrsumfrage der Handwerkskammer für Ostthüringen unter ihren Mitgliedsbetrieben hervor. „Die Situation bleibt weiter angespannt.  Umsatzrückgänge, gesunkener Auftragsbestand und ausbleibende Investitionen sind an der Tagesordnung. Auch für die kommenden Monate ist aus Sicht der Handwerksunternehmen keine große Besserung in Sicht“, so Wolfgang Jacob, Präsident der Handwerkskammer für Ostthüringen.

Der wichtige Geschäftsklimaindikator (der geometrische Mittelwert aus „guter“ und „schlechter“ Geschäftslage sowie „guten“ und „schlechten“ Geschäftserwartungen) liegt derzeit bei 102 Prozentpunkten und damit noch einmal drei Prozentpunkte weniger unter dem Vorjahr.

So bewerten die Ostthüringer Handwerksunternehmen ihre aktuelle Geschäftslage zu 79 Prozent mit gut bis befriedigend (Frühjahr 2024 waren es 81 Prozent).

Probleme am Bau und im Kfz-Handwerk halten an

Zwischen den einzelnen Gewerkegruppen gibt es Unterschiede in der Lagebeurteilung. Vor allem das Bau- und Ausbauhandwerk – sonst ein Garant für eine stabile Wirtschaftslage – schwächelt weiter. 36 Prozent der Bauhandwerker sprechen von einer guten Geschäftslage (minus neun Prozent gegenüber dem Frühjahr 2024). Bei den Ausbauhandwerkern beträgt der Rückgang zwölf Prozent auf 42 Prozent. Auch das Kfz-Handwerk wartet im Vergleich zum Frühjahr 2024 mit einer schlechteren Geschäftslage auf. Sprachen damals 57 Prozent der Betriebe von einer guten Geschäftslage, sind es im Frühjahr 2025 nur 44 Prozent. Zurückzuführen ist dies sicherlich auf die Verunsicherung in Fragen der Elektromobilität. Lediglich die Gesundheitshandwerker sehen ihre Geschäftslage leicht verbessert gegenüber dem Vorjahr.

Sorgen bei weiter gesunkenen Umsätzen und Auftragsbestand

39 Prozent der Betriebe berichten von gesunkenen Umsätzen, 37 Prozent von einem rückläufigen Auftragsbestand. Diese Werte bewegen sich auf Vorjahresniveau. Das verdeutlich, dass die Talsohle noch nicht überwunden ist. Nur bei 14 Prozent gab es gestiegene Umsätze, bei zehn Prozent einen gestiegenen Auftragsbestand.

Die Auftragsreichweite hat sich dementsprechenden auch verschlechtert. Lag diese im Frühjahr 2024 bei durchschnittlich 11,5 Wochen, so sind es zur jetzigen Zeit 9 Wochen.

Die fortwährend niedrige Investitionsneigung spricht auch eher für eine Eintrübung der Geschäftssituation. Nur jedes 8. Unternehmen berichtet von gestiegenen Investitionen.

Zukunftsaussichten mit leichter Aufwärtstendenz

Die Zukunftsaussichten der Geschäftslage der Ostthüringer Handwerkerinnen und Handwerker für die kommenden Monate geben Anlass zur Hoffnung auf eine leichte Trendwende. 78 Prozent der Handwerksbetriebe gehen von einer guten bis mindestens befriedigenden Geschäftslageentwicklung aus.

Die Einzelindikatoren zur Geschäftslageerwartung fallen ebenfalls weniger pessimistisch als im Frühjahr 2024 aus. Jeweils 77 Prozent der Unternehmen setzen auf steigende bis gleich bleibende Auftragseingänge bzw. Umsätze. Zudem plant mehr als die Hälfte der befragten Betriebe Investitionen. Dabei besteht die Hoffnung, dass nicht mehr nur auf Ersatz- und Rationalisierungsinvestitionen gesetzt wird, sondern auch Erweiterungsinvestitionen angedacht sind. Gerade diese Neuinvestitionen sind es, die für einen wirklichen Aufschwung und eine Trendwende sprechen können.

Kammerpräsident mahnt Politik zu schnellem Handeln

„Ob sich das Ostthüringer Handwerk an der Schwelle zu einer Trendwende befindet, hängt jetzt mehr denn je an schnellen und vor allem wirtschaftsfreundlichen Entscheidungen der neuen Bundesregierung“, erklärt Kammerpräsident Wolfgang Jacob.  Der Anfang sei mit dem Koalitionspapier gemacht. Die darin getroffenen Aussagen sind aus seiner Sicht ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Nun gilt es, diese Punkte schnellstmöglich auch in die Tat umsetzen.

„Insbesondere die Bürokratie treibt das Handwerk mehr denn je um. Seit vielen Jahren wurden Entlastungen versprochen; doch genau das Gegenteil ist eingetreten“, so Wolfgang Jacob. Bundesweit beziffern mehr als 50 Prozent der Betriebe den wöchentlichen Zeitaufwand für Bürokratie mit sechs und mehr Stunden. Weniger Zeit für die Auftragsbewältigung, längere Wartezeiten für Kunden, verteuerter Leistungen und Produkte sowie Verzögerungen bei Investitionen sind die Folge. Vor allem in den kleinen Handwerksbetrieben wird dies mehr und mehr zum Problem, da sich dort in 80 Prozent der Fälle der Betriebsinhaber selbst um die Erfüllung der bürokratischen Anforderungen kümmert. „Deshalb meine erneute ganz klare Forderung: Weg mit überflüssigen und zeitraubenden bürokratischen Aufgaben. Unsere Betriebe wollen das machen, was sie am besten können – ihrer Arbeit nachgehen und für ihre Kunden die bestmöglichen Dienstleistungen erbringen“, macht Wolfgang Jacob deutlich.

„Aber auch auf Landesebene gilt es, am Ball zu bleiben. Die neue Thüringer Landesregierung hat in einigen Bereichen schon erste positive Signale gesetzt, die unseren Betrieben zugute kommen. Wenn hier das Handwerk in wichtige Entscheidungsfindungen weiterhin eingebunden wird, besteht die Hoffnung, dass bereits im Herbst die Umfrageergebnisse wieder besser ausfallen.“