Wie die Bäckerei Treibmann in Wildetaube den zahlreichen Herausforderungen begegnetMit App & Co. neue Wege gehen
Das Bäckerhandwerk hat keine leichten Zeiten in den vergangenen Jahren erlebt. Davon kann auch die Landbäckerei Mario Treibmann in Wildetaube ein Lied singen.
„Die bürokratischen Hürden sind eines unserer Hauptprobleme“, so Firmenchef Mario Treibmann. „Haben wir früher 15 Prozent unserer Arbeitszeit mit Büroarbeit verbracht, so sind es heute um die 40 Prozent“, zeigt er sich mehr als verärgert. Unser Kerngeschäft ist aber die Bäckerei. Damit verdienen wir unser Geld und das unserer Beschäftigten – und nicht mit Formularen, Anweisungen und Kontrollen.“
Energiekosten mehr als verdreifacht
Zudem sind die Kosten, gerade bei Energie, in der Bäckerei immens gestiegen und haben sich seit der Energiekrise mehr als verdreifacht. Diese hohen Preissteigerungen kann die Bäckerei jedoch nicht alleine tragen und muss sie teilweise auch an die Kundschaft weiterreichen. „Da wird jede notwendige Preiserhöhung bei uns doppelt durchgerechnet, ob dies sowohl für die Kunden als auch für uns als Handwerksbetrieb verkraftbar ist“, so Mario Treibmann. Er hofft, dass die Kunden dafür Verständnis haben.
Aus Sicht von Mario Treibmann und seinem Sohn Paul Treibmann muss die Politik endlich handeln und die Unternehmen, die für Arbeitsplätze und Steuereinnahmen sorgen entlasten. „Mittelständische Unternehmen wie wir sind die Stütze des Landes. Dies gilt es endlich wieder in den Fokus des Handels zu rücken.“
Doch auch wenn das derzeitige politische Umfeld mehr als wirtschaftsfeindlich ist, so blicken Mario Treibmann und Juniorchef Paul Treibmann nach vorn – auch in Verantwortung für ihre mehr als 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Treibmann-App kommt bei Kunden gut an
Treibende Kraft für den Schritt ins Neuland ist hierbei Paul Treibmann, der jede Menge spannende und innovative Ideen mitbringt. „Ich verlasse mich nicht auf die Politik. Vielmehr will ich mit voller Energie die zukünftige Ausrichtung unserer Familienbäckerei mit neuen Arbeits- und Geschäftsideen vorwärtsbringen.“
So wurde beispielsweise im vergangenen Jahr eine eigene App entwickelt, um die Kundenbindung zu erhöhen. Neben einem Bestellservice, einer digitalen Genusskarte und vielem mehr gibt es auch jede Menge Coupons mit entsprechenden Sonderangeboten. „Die App ist in den ersten Wochen richtig gut angenommen worden. Knapp 900 App-Nutzer gibt es bereits“, freut sich Paul Treibmann. Im Jahr 2024 hat er sich als Ziel 5.000 App-Nutzer gesetzt.
Doch das ist noch nicht alles. Auch Geschenkboxen gibt es seit der zurückliegenden Weihnachtszeit, mit der insbesondere Unternehmen angesprochen werden, um für Mitarbeiter oder Geschäftskunden entsprechende Präsente zu haben. „Natürlich werden wir dies auch in diesem Jahr - angepasst an die jeweilige Saison – anbieten.“
Besonders spannend wird zudem eine weitere Idee von Paul Treibmann: die Einrichtung eines Online-Shops von hoher Qualität. „Wir wollen uns digital noch breiter aufstellen, um auch Kundinnen und Kunden außerhalb unseres bisherigen Verkaufsgebietes zu erreichen.“
Versorgung im ländlichen Raum bleibt Firmenphilosophie
Dennoch liegt der Fokus auch weiterhin auf der Versorgung in der Region. „Gerade hier im ländlichen Raum ist es wichtig, dass es den Bäcker von nebenan auch weiterhin gibt. Deshalb setzen wir ganz stark auf unsere mobilen Verkaufsfahrzeuge, um die Versorgung auch in den kleineren Orten sicherzustellen“, erklärt der Juniorchef. „Wir sind eine Landbäckerei und das wollen wir auch entsprechend unserer Firmenphilosophie leben.“ Schließlich sorgen die Bäcker damit auch für eine Attraktivität des ländlichen Raumes.
Zu kämpfen hat die Landbäckerei Mario Treibmann aber auch – wie fast alle Unternehmen derzeit - mit dem Nachwuchs- und Arbeitskräfteproblem. Gerade Azubis zu finden, wird zunehmend schwerer. Deshalb setzten die Treibmanns auch auf Azubis aus Vietnam. Drei der momentan vier Lehrlinge kommen aus dem ostasiatischen Land. Die Bäckerei hat für sie entsprechende Wohnungen zur Verfügung gestellt. „Wir haben hier bereits gute Erfahrungen gemacht“, hofft Mario Treibmann auch auf die Zukunft.
Mit Freude am Job hat jeder eine Chance
Aber auch Quereinsteiger erhalten in der Bäckerei eine Perspektive. „Uns ist nicht wichtig, wo jemand herkommt oder was er zuvor gearbeitet ist. Bei uns zählen Lust am Job, der Wille zur Übernahme von Verantwortung und Verlässlichkeit“, so Paul Treibmann. „Dann stehen bei uns viele Aufstiegsmöglichkeiten zur Verfügung.“ Gesucht wird dabei nicht nur über klassische Werbung, sondern vor allem über Onlineportale und Social Media.
Nicht zuletzt wird in der Bäckerei Wert auf ein Miteinander und eine stetige Förderung der Beschäftigten gelegt. Interne und externe Schulungen gehören hier ebenso dazu, wie Teamveranstaltungen.
Für Mario und Paul Treibmann ist die Arbeit für die Kunden in der Region und die Sicherung der Arbeitsplätze ihrer Beschäftigten täglicher Antrieb. Damit das so bleibt, sind die eingeschlagenen neuen und innovativen Wege ein nicht wegzudenkender Faktor, um auch in den kommenden Jahren erfolgreich am Markt zu agieren.
Und wer weiß – vielleicht ist die ein oder andere Idee auch für andere Handwerksbetriebe des Lebensmittelhandwerks nachahmenswert. Best Practice-Beispiele gibt es im Ostthüringer Handwerk jede Menge.
Titelbild: Bäckermeister Dustin Leisner (links) und Backstubenleiter Steffen Klessinger gehören schon lange zum Treibmann-Team und sorgen jeden Tag dafür, dass eine große Vielfalt von Backwaren in den Filialen der Landbäckerei für die Kunden zur Verfügung stehen. Foto: Bäckerei Treibmann