Konjunkturumfrage Herbst 2024
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Herbstumfrage der Handwerkskammer für OstthüringenNegative Grundstimmung hält an

Die wirtschaftliche Situation im Ostthüringer Handwerk hat sich gegenüber dem Frühjahr dieses Jahres wieder deutlich verschlechtert. Das spiegelt sich in der aktuellen Herbstumfrage der Handwerkskammer für Ostthüringen unter ihren Mitgliedsbetrieben wider. „Es herrscht weiter Krisenstimmung“, so Kammerpräsident Wolfgang Jacob.

Geschäftsklimaindex wieder im negativen Konjunkturumfeld

Der Geschäftsklimaindikator (geometrischer Mittelwert aus „guter“ und „schlechter“ Geschäftslage sowie „guten“ und „schlechten“ Geschäftserwartungen) rutscht erneut unter die Schwelle von 100 Prozentpunkten. Das Ostthüringer Gesamthandwerk ist damit wieder in einem negativen Konjunkturumfeld. Ein Wert von rund 91 Prozentpunkten ist ein Rückgang gegenüber dem Frühjahr 2024 um 14 Prozentpunkte.

So schätzen nur noch 37 Prozent der Unternehmen ihre Geschäftslage als gut ein; 23 Prozent attestieren eine schlechte Geschäftslage. Vor allem im Bauhandwerk, dem Handwerk für den gewerblichen Bedarf, dem Lebensmittelhandwerk und den Gesundheitsgewerken zeichnet sich eine Verschlechterung der derzeitigen Geschäftslage gegenüber Herbst 2023 ab. Lediglich im Kfz-Handwerk sowie bei den persönlichen Dienstleistungen gab es eine leichte Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr.

Die Einzelindikatoren zur Lagebeurteilung spiegeln dieses Gesamtergebnis wider. So berichten über alle Gewerke hinweg 37 Prozent der Ostthüringer Handwerksunternehmen von gesunkenen Umsätzen. Nur 13 Prozent konnten ihre Umsätze steigern. Ein ähnliches Bild zeichnet sich beim Auftragsbestand ab. Während nur zwölf Prozent höhere Auftragsbestände als vor Jahresfrist vorweisen können, sank der Auftragsbestand bei 39 Prozent der Betriebe. Auch die Einkaufspreise sind bei 54 Prozent der Befragten gestiegen. Jedoch konnten nur 29 Prozent diese gestiegenen Preise auch an die Kunden weitergeben.

Immerhin können noch rund 75 Prozent aller Unternehmen ihre Beschäftigtenzahlen konstant halten, was aber auch durch den Fachkräftemangel zu begründen ist, so dass die Betriebe trotz der anhaltenden Krisenstimmung an ihren Mitarbeitern festhalten.

Zukunftsaussichten bleiben pessimistisch

Negativ fallen ebenso die Einzelindikatoren zur Erwartung der Geschäftslage in den kommenden Monaten aus. Zwar sollen die Beschäftigtenzahlen noch konstant gehalten werden, aber es besteht die Befürchtung weiter sinkender Auftragseingänge bei 36 Prozent der befragten Handwerksunternehmen. Gleichzeitig werden nochmalige Umsatzrückgänge bei 35 Prozent der Betriebe und weiter steigende Einkaufspreise erwartet. Das zeigt, dass die negative Grundstimmung im Ostthüringer Handwerk auch in den kommenden Monaten anhalten wird.

Zudem gehen 52 Prozent der Betriebe von einer sinkenden Investitionsbereitschaft aus, was Auswirkungen weit über die kommenden Monate zur Folge haben kann

All dies verdeutlicht die anhaltende negative Grundstimmung der Ostthüringer Handwerkswirtschaft Eine Trendwende ist nicht in Sicht.

Politische Hängepartie ist Gift für das Handwerk

„Das Handwerk war stets der Motor des wirtschaftlichen Aufschwungs im Freistaat Thüringen. Dieser Motor ist seit nunmehr vier Jahren ins Stocken geraten und in einigen Bereichen sogar zum Stillstand gekommen“, macht Wolfgang Jacob, Präsident der Handwerkskammer für Ostthüringen, die prekäre Situation erneut deutlich. Über alle Branchen hinweg sei eine Stimmung der Unzufriedenheit und Resignation entstanden.

Vor allem die Frage der wirtschaftspolitischen Unsicherheiten, die Hängepartie bei der Bildung einer neuen Landesregierung in Thüringen, die immer weiter ausufernde Bürokratie mit stetig neuen Auflagen und Verordnungen, wachsende finanzielle Belastungen für Handwerker und ihre Kunden sowie der fehlende politische Gestaltungswille sieht der Kammerpräsident als Hauptursachen. Vor allem die schwache Baukonjunktur und die fehlende Konsumbereitschaft haben massiven Auswirkungen auf die Handwerksunternehmen.

Aus Sicht des Kammerpräsidenten brauchen Handwerksunternehmen endlich verlässliche Perspektiven, wie es in den kommenden Wochen und Monaten weitergehen wird.

Handwerkliches Konjunkturprogramm gefordert

Vor allem sei es wichtig, die Industrie gegenüber den vielen klein- und mittelständischen Unternehmerinnen und Unternehmern nicht zu bevorzugen. „Wenn jetzt Bundeskanzler Olaf Scholz explizit einen Industriepakt für den wirtschaftlichen Aufschwung ins Gespräch bringt, wird wieder einmal der handwerkliche Mittelstand außen vor gelassen“, so Wolfgang Jacob. Deshalb seine klare Forderung: Ein Konjunkturprogramm auch für das Handwerk“.

„Wir brauchen endlich eine deutliche Reduzierung der finanziellen Belastungen, beispielsweise bei stetigen steuerlichen Abgabensteigerungen für Personal, eine Entbürokratisierung, die diesen Namen auch verdient und vor allem eine verlässliche Politik sowohl auf Bundes- als auch Landesebene, die wieder für mehr Sicherheit sorgt.“ Die Handwerksunternehmen seien am Limit, was die finanziellen und bürokratischen Hemmnisse betrifft. Möchte die Politik nicht, dass eine ganze Reihe von Betriebe das Handtuch werfen und ihre Unternehmen für immer schließen, müsse jetzt gehandelt werden. „Es geht um nicht weniger als den Erhalt der handwerklichen Strukturen. Deshalb jetzt endlich Taten statt blumiger Worte“, so Kammerpräsident Wolfgang Jacob abschließend.