Sommerfest: Materialpreise, Flutkatastrophe und Corona im Fokus
(02.08.2021) Die Handwerkskammer für Ostthüringen hatte Spitzenvertreter des Deutschen Handwerks sowie zahlreiche regionale Handwerkerinnen und Handwerker zu ihrem Sommerfest nach Zeulenroda eingeladen. Im Mittelpunkt stand der Erfahrungsaustausch zu den aktuellen Themen der vergangenen Wochen und Monate. Insbesondere der Umgang mit den Auswirkungen der Coronapandemie, der Materialknappheit und der Flutkatastrophe wurde diskutiert, um gemeinsam Lösungsansätze zu finden.
So ließen es sich der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), Hans Peter Wollseifer, als auch ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke, nicht nehmen, mit den Handwerksvertreterinnen und –vertretern ins Gespräch zu kommen. Aber auch zahlreiche Präsidenten anderer deutscher Handwerkskammern, Partner des regionalen Handwerks, Kreishandwerksmeister und viele weitere Gäste waren der Einladung gefolgt.
Ein Stück Normalität nach Corona und Flut
„Es ist endlich wieder eine Gelegenheit, gemeinsam sozusagen in Präsenzform in diesem Rahmen zusammen zu kommen. Ein Stück weit Normalität ist in unseren Alltag zurückgekehrt“, begrüßte Wolfgang Jacob, Präsident der Handwerkskammer für Ostthüringen, die Gäste. Die letzten Monate seien insbesondere auch für das Handwerk von zahlreichen bisher nie gekannten Herausforderungen geprägt gewesen. Die Coronapandemie mit ihren massiven Einschränkungen durch Lockdowns und Hygienemaßnahmen, die Materialknappheit sowie die explosionsartig gestiegenen Rohstoffpreise und nicht zuletzt die schreckliche Hochwasserkatastrophe in vielen Teilen Deutschlands haben vor Augen geführt, wie schnell Existenzen bedroht sind oder sogar ganz vernichtet werden können.
Zusammenhalt in schwierigen Zeiten
„Gerade in diesen schwierigen Zeiten hat das Handwerk eines gezeigt: Dass wir überregional zusammenstehen, uns gegenseitig unterstützen und füreinander da sind. Das ist es, was das Handwerk seit Generationen auszeichnet und auch weiter auszeichnen wird“, so Jacob.
Aber auch die bevorstehende Bundestagwahl mit ihrem unklaren Wahlausgang sowie den offenen politischen Mehrheiten und Zielsetzungen bot ebenso viele Ansätze für spannende Gespräche zum Sommerfest, wie die stets aktuelle Frage der Fachkräftegewinnung und –sicherung im Handwerk.
Der Ehrenpräsident der Handwerkskammer für Ostthüringen, Klaus Nützel (li.), im angeregten Gespräch zu aktuellen handwerkspolitischen Themen mit dem Präsidenten des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, Hans Peter Wollseifer.
Tauschten sich über die Situation in Ostthüringen aus: der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Ostthüringen, Karsten Sachse, IHK-Hauptgeschäftsführer Peter Höhne und der Vorsitzende der Agentur für Arbeit Altenburg-Gera, Stefan Scholz (v.r.)
Klare Forderungen vom ZDH-Präsidenten
Auch ZDH-Präsident Peter Wollseifer nutzte das Sommerfest des Ostthüringer Handwerks, um in seinem Statement ganz klare Forderungen an die Politik zu senden. „Wir werden die Folgen der Coronapandemie noch lange spüren. Deshalb machen wir uns gegenüber der Politik stark, dass die Hilfen für Unternehmen noch weiter fließen“, so Wollseifer. „Ebenso werden uns die Lieferprobleme aufgrund der Pandemiewellen in anderen Ländern noch lange erhalten bleiben. Auch deshalb ist die Unterstützung seitens der Bundes und der Länder weiter unabdingbar.“
Endlich einen Zukunftsplan statt Notlösungen
Das Handwerk benötigt eine verlässliche Perspektive. Dies könne nur mit einer Strategie gelingen, die nicht nur auf die Inzidenzwerte schaut. „Es braucht einen Zukunftsplan und keine Notlösungen. Die Politik braucht hier mehr Mut für den Mittelstand, denn nur mit einem starken Mittelstand wird der Aufschwung gelingen.“
Klaus Nützel: Würdigung eines Lebenswerkes
Das Sommerfest wurde neben zahlreichen Möglichkeiten des Gedankenaustauschs gleichzeitig noch für die offizielle Verabschiedung einer herausragenden Persönlichkeit des Ostthüringer Handwerks genutzt: dem ehemaligen Präsidenten und jetzigen Ehrenpräsidenten der Handwerkskammer für Ostthüringen, Klaus Nützel.
Sowohl der jetzige Kammerpräsident Wolfgang Jacob als auch ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer würdigten in ihren Ansprachen das Lebenswerk von Klaus Nützel, der die Entwicklung des Ostthüringer Handwerks in den vergangenen 30 Jahren maßgeblich geprägt hat.
Klaus Nützel war Vorreiter in der Zeit der Wiedervereinigung, um das Ostthüringer Handwerk in die Marktwirtschaft zu führen. Seine Federführung bei der Errichtung des Berufsbildungs- und Technologiezentrums der Handwerkskammer mit seinen drei Bildungsstätten in Gera, Rudolstadt und Zeulenroda hat Maßstäbe gesetzt und ist heute noch Garant für einen auf höchstem Niveau ausgebildeten Berufsnachwuchs.
„Mit Deiner Beharrlichkeit gegenüber politischen Entscheidern öffnete sich dem Handwerk so manche Tür, die eigentlich verschlossen schien“, so Wolfgang Jacob.
„Es ist vor allem Dein Verdienst, dass das ost- und westdeutsche Handwerk zusammengefunden hat“, betont Hans Peter Wollseifer an Klaus Nützel gerichtet. „Während Unternehmen stets nach hohen Gewinnen streben, hast Du dir im Ehrenamt als Präsident hohe Anerkennung erworben.“
Trotz der offiziellen Verabschiedung wird Klaus Nützel auch künftig dem Ostthüringer Handwerk mit seinen Erfahrungen zur Seite stehen. Auch das hat sich zum Sommerfest ganz deutlich gezeigt.
Titelbild: Wolfgang Jacob, Präsident der Handwerkskammer für Ostthüringen, Holger Schwannecke als Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks sowie Handwerkskammer-Ehrenpräsident Klaus Nützel (v.l.) beim Treffen des Ostthüringer Handwerks in Zeulenroda.