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Thüringer Wirtschaftsminister nimmt Anregungen und Kritik mit in den Landtag Sommerliche Einblicke in den Thüringer Mittelstandsmotor

Die alljährliche Sommertour des Thüringer Wirtschaftsministers Wolfgang Tiefensee konfrontierte diesen nicht nur mit Problemstellungen der Ostthüringer Handwerksbetriebe, sondern auch mit Ideen und Vorschlägen an die Landesregierung aus dem alltäglichen Leben des Mittelstands. Brennende Themen wie die sich immer mehr aufbauende Bürokratiewolke, aber auch die dunkle Wolke der Unternehmensnachfolge, von denen 30 Prozent der rund 9.300 Kammerbetriebe in den kommenden zehn Jahren betroffen sind, wurden diskutiert. Vor allem die Problematik der Nachfolge zeigt aktuell auf, dass jeder 4. Handwerksbetrieb als Lösung eine Schließung in Erwägung zieht. Für Tiefensee stellt diese Option keine Lösung dar. „Halten doch viele der Handwerksunternehmen den Motor des Mittelstands am Laufen“, so der Wirtschaftsminister.

Karsten Sachse, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Ostthüringen, stellt aber auch anerkennend heraus: „Positiv zu erwähnen ist, dass 50 Prozent der Unternehmen mit der Vorbereitung einer Übergabe begonnen haben. Bei diesen Betrieben gibt es bereits eine klare Vorstellung, wer den Betrieb einmal übernehmen wird. Dennoch hängen die anderen 50 Prozent der Handwerker in der Luft und müssen im schlimmsten Fall ihr Lebenswerk für immer schließen.“

Die größten Hürden und Hemmnisse stellt aber für viele Betriebe die wirtschaftliche Gesamtsituation dar, welche ein Hemmnis zur Selbstständigkeit nach sich zieht. Aber auch steuerliche Belastungen wie die Ertrags- und Erbschaftssteuer sowie die bestehenden bürokratischen Anforderungen an das Unternehmertum wollen und können viele Handwerksbetriebe nicht gerecht werden.

 

Nachfolge bei Riedels gelungen

Wer all diese Hürden mit relativer Gelassenheit und Unternehmergeist entgegensieht, ist die Firma Riedel – Der Meister in Gera. Diese ist der erste Stopp für den Minister auf seiner Sommertour. Martin Riedel, Geschäftsführer des Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Unternehmens macht keinen Hehl um die Hindernisse, mit welchen er sich bei der einstigen Firmenübernahme konfrontiert sah. Der Techniker studierte in der Vergangenheit Informatik und Betriebswirtschaftslehre, ehe ihm sein Vater Gerd Riedel offerierte, dass er seinen Betrieb wohl schließen oder verkaufen müsse. „Das stand für mich nie zur Debatte und ich habe sofort mein Veto eingelegt“, so Martin Riedel. Das selbstverständliche unternehmerische Gespür und Handeln seines Vaters ohne jegliches Studium faszinierten den jungen Mann.

Er wand sich also der Informatik ab und drückte noch einmal die Schulbank. um Techniker zu werden. Somit bot sich ihm die Möglichkeit, mit Unterstützung von Gerd Riedel als Betriebsleiter den Handwerksbetrieb zu übernehmen.

Der Wirtschaftsminister hat offene Ohren für die persönlichen Geschichten und Werdegänge. „Ich bin in den Unternehmen, um nah an den Menschen zu sein und um zu erfahren, wo es brennt, was besser laufen könnte und was vielleicht auch schon sehr gut läuft. Diese Aspekte möchte ich in unsere Landesregierung mitnehmen“, so Tiefensee.

Der Minister ist angetan vom Unternehmergeist der Riedels. Durchdachte Digitalisierung, ein objektiver Blick auf die eigene Arbeit und eine beispielhafte Mitarbeiterführung sind nur einige Aspekte, welche für den Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnikbetrieb sprechen.

„Wo wollen sie in der Zukunft hin?“, fragt Wolfgang Tiefensee interessiert in Martin Riedels Richtung. „Wir wollen genau dastehen, wo wir uns heute befinden. Nicht höher, schneller, weiter sondern als feste Größe und guter Arbeitgeber in der Region“, so der Geschäftsführer.

 

Patente, KI-Systeme und Ehrungen

Auch die H & E Bohrtechnik GmbH um den Geschäftsführer Thomas Heidler aus Bollberg bei Stadtroda gewährt dem Wirtschaftsminister Einblicke in die tägliche Arbeit. Das 28-köpfige Handwerksunternehmen hat sich auf sogenannte gesteuerte Horizontalspülungen spezialisiert und ist somit im Bereich des Tiefbaus tätig, um Verkehrswege, sensible Landschaftsschutzgebiete oder bebaute Flächen zu unterqueren.

 „Wir haben bereits sechs Patente inne. Um die Automation auf den Baustellen zu erhöhen, haben wir im Herbst vergangenen Jahres noch ein europäisches Patent auf eine KI gestützte Anwendung für die Analyse von Bodentypen angemeldet“, so Thomas Heidler. Für die Bohrtechnikfirma   spielt Innovation eine große Rolle. So erfolgten auch im eigenen Geschäftskomplex umfangreiche Investitionen in Neubau und Technik sowie Solarenergie und Elektromobilität. Als Anerkennung dessen überreichte die Handwerkskammer für Ostthüringen im Beisein von Wolfgang Tiefensee die Urkunde für das Nachhaltigkeitsabkommen Thüringen (NAT).



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„Viele der Handwerksunternehmen halten den Motor
des Mittelstands am Laufen. Dafür sollte man immer ein offenes Ohr haben.“
Wolfgang Tiefensee, Thüringer Wirtschaftsminister



Deutschlandweit nachhaltige Projekte

Von Stadtroda aus ging es für Wirtschaftsminister Tiefensee auf seiner Sommertour weiter nach Dornburg zur Gesell Gebäudetechnik GmbH. Geschäftsführer und Diplom-Ingenieur Björn Gesell führt seit 2008 den Familienbetrieb in 3. Generation. Nach der Wende stellte sich das Unternehmen als Komplettanbieter für Heizungs-, Sanitär- und Klimatechnik auf. Mit der Firmenphilosophie wird Wert auf Nachhaltigkeit gelegt.

„Wir beteiligen uns seit 2017 am Nachhaltigkeitsabkommen Thüringen. Seit vielen Jahren engagieren wir uns auch in unseren Projekten für das Thema. So haben wir unter anderem am Passiv-Bürogebäude im Kreativpark Karlsruhe und dem Nullenergie Gebäude am TIP-Campus in Stutensee mitgewirkt“, verdeutlicht Björn Gesell im Gespräch mit Wolfgang Tiefensee.

Auch im eigenen Firmensitz lässt sich eine beachtliche Energiebilanz abbilden. Dies schafft der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnikbetrieb mit eigener Photovoltaik- und Solarthermieanlage als auch einer Luft-Wasser-Wärmepumpe sowie Holz- und Pelletkesseln zur Heizung.

Im gemeinsamen Austausch wird auch das Thema Bürokratieabbau und wachsende Digitalisierung thematisiert. Dazu meint der Geschäftsführer: „Man muss mit der Zeit mitgehen. So haben wir in den vergangenen drei Jahren fast all unsere Geschäftsprozesse digitalisiert. Nun wollen wir noch die Materialerfassung, Lagerverwaltung und Abfallwirtschaft angehen.“

 

Positive Bilanz gezogen

Wolfgang Tiefensee zieht eine positive Bilanz nach seiner diesjährigen Sommertour. Er ist angetan von der Man-Power, der gelebten Nachhaltigkeit und dem beispielhaften Unternehmertum der Ostthüringer Handwerksbetriebe. Doch auch Kritik und Vorschläge wurden im gemeinsamen Austausch zwischen Handwerk und Politik laut. Die Aspekte möchte Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee in den Thüringer Landtag mitnehmen, um diese in den politischen Alltag einfließen zu lassen.

 

 

Titelbild: Einen guten Start hingelegt – dies befand der Thüringer Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (mitte) nach seinem ersten Stopp bei „Riedel – Der Meister“ im Beisein von Karsten Sachse, Hauptgeschäftsführer der HWK für Ostthüringen im Beisein von Gerd Riedel, Kammerpräsident Wolfgang Jacob, Geschäftsführer Martin Riedel und Kurt Dannenberg, Oberbürgermeister der Stadt Gera  (v.li.)