Ha An Nguyen schloss als eine der Besten ihre Ausbildung zur Anlagenmechanikerin für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik ab Von Hanoi nach Jena zum Gesellenbrief
Vor sechs Jahren, mit gerade einmal 20, entschloss sich die Vietnamesin Ha An Nguyen aus der Nähe von Hanoi dazu, nach Deutschland zu gehen um bessere berufliche Entwicklungsmöglichkeiten zu haben. Mittlerweile ist Sie als Anlagemechanikerin für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik bei der Firma ASI Anlagen, Service, Instandhaltung GmbH in Jena tätig. Ganze 8.491 km trennen Sie somit von ihrer Familie und Heimatstadt. Welche Beweggründe Ha An hatte und wie ihr Werdegang bis heute aussieht, hat sie uns in einem gemeinsamen Interview mit Franziska Serfling, Personalreferentin der ASI GmbH, verraten.
Hallo Ha An, erzähl uns doch zunächst von deinem Werdegang, wie du nach Deutschland gekommen bist.
Ha An: „Ich hatte zunächst ein Semester Chemie an einer Universität in Vietnam studiert. In Zusammenhang mit dem Studium gibt es Partnerschulen im Ausland, vorrangig in Europa. Für mich stande Russland und Frankreich im Rahmen meines Studienganges im Raum. Englisch konnte ich schon sehr gut, wollte aber auch noch eine weitere Fremdsprache erlernen. Russisch und Französisch lagen mir nicht so gut, Deutsch finde ich hingegen eine angenehme Sprache, welche ich schon immer gern erlernen wollte. Hinzu kam, dass eine berufliche Zukunft in Vietnam nicht sonderlich rosig aussieht. Daher entschied ich mich nach Deutschland zu gehen und mein Studium in meinem Heimatland abzubrechen.“
Und wie sah deine erste Zeit in Deutschland aus?
Ha An: „Ich wollte hier gern ein neues Studium in der Fachrichtung Chemie beginnen. Um aber ein Visum und eine Berechtigung für die Uni zu bekommen, muss man einige bürokratische Hürden nehmen. So habe ich zunächst in Gießen als Au-Pair gearbeitet, um eure Kultur und die Sprache kennenzulernen. Nach einem Jahr wollte ich Bilanz für mich ziehen, ob der Schritt ins Ausland wirklich etwas für mich ist. Und wie ihr seht, bin ich geblieben.“
Und hast du danach angefangen zu studieren?
Ha An: „Von Februar 2019 bis Februar 2020 habe ich in Zittau eine Studiumsvorbereitung im Bereich Chemie erfolgreich abschließen können. Somit wurde mir die Zugangserlaubnis für die Hochschule in Jena gewährt. Leider viel mein Studienbeginn komplett in die Corona Zeit. Die Kurse fanden somit nur online ohne Menschenkontakt statt. Das hat mich sehr belastet.“
Und wie bist du zur ASI GmbH und deiner Ausbildung gekommen?
Ha An: „Ich bin eines Tages in Jena mit der Straßenbahn gefahren und habe die Azubi-Werbung von der ASI GmbH gesehen und dachte mir: „Das könnte eine Alternative für dich sein!“
Franziska Serfling: „Ha An hat dann 3 Tage Probearbeit in unserem Betrieb gemacht und dabei die Arbeit und Kollegen kennengelernt. Hinzu kam, dass sie sich unter anderem auch in Leipzig beworben hatte. Da wurde Ha An aber abgelehnt, da sie keinen Aufenthaltstitel hatte. Diesen bekommt man nur mit dem Nachweis, dass man eine Ausbildung beginnt. Also haben wir ihr gerne einen Lehrvertrag gegeben und sie hat bei uns angefangen und schlussendlich auch mit Bestleistungen unter allen Azubis ihres Jahrgangs abgeschnitten.“
Das ist wirklich ein beeindruckender Werdegang! Doch was fasziniert dich an deiner Arbeit?
Ha An: „Für mich ist es die Händearbeit und zu wissen, was alles in einem Gebäude vor sich geht. Handwerksarbeit wird einfach immer benötigt und ich kann jetzt alles im Bereich Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik selbst machen.“
In deinem Gewerk gibt es leider noch zu wenige Frauen. Sind dir jemals Vorurteile begegnet?
Ha An: „Mir selbst tatsächlich nie. Darüber bin ich sehr froh. Ich bin auch für jegliche Unterstützung und Zusammenarbeit meiner männlichen Kollegen dankbar!“
Welchen Ratschlag würdest du anderen jungen Frauen geben, welche vor ihrer Berufswahl stehen?
Ha An: „Traut euch ins Handwerk! Das Wissen, was ihr euch in eurer Lehrzeit aneignet, kann euch niemand mehr nehmen und ist vielfältig einsetzbar. Außerdem gibt es mittlerweile viele Hilfsmittel, welche die alltägliche Arbeit wesentlich erleichtern.“
Franziska Serfling, Personalreferentin bei der ASI GmbH in Jnea hier mit der Anlagenmechanikerin Ha An Nguyen.
Und wie sehen deine Zukunftspläne aus?
Ha An: „Ich will erst einmal ein paar Jahre Berufserfahrung sammeln und dann meinen Techniker, Meister oder ein Studium in Richtung Gebäudetechnik anhängen.“
Franziska Serfling: „Wir hoffen natürlich, dass uns Ha An in Zukunft eine treue Kollegin bleibt und wir sie auch weiterhin auf ihrer beruflichen Reise begleiten und unterstützen dürfen.“
Titelbild: Die 26-jährige Ha An Nguyen, hier in einem Arbeitstransporter der ASI GmbH in Jena, schloss als eine der Besten ihres Jahrgangs die Ausbildung zur Anlagenmechanikerin für Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik ab.